Das Gegenteil soll hier am Beispiel eines Mercedes 190E gezeigt werden, dem Vor-Vor-Vorgänger der heutigen C-Klasse. Ein Auto für die Ewigkeit, der letzte Mercedes, der noch aus dem Vollen entwickelt wurde …
In gutem Zustand bekommt man einen 190E für etwa 3.000–4.000 €. Sein vergleichbarer Ur-Ur-Urenkel C160 kostet nackt knapp 32.000 €, also etwa das 10-Fache. Wer redet da beim Blick auf den „Alten“ von „teuer“? Aber: Wer jetzt schon urteilt, ist vorschnell, der Kaufpreis ist bekanntlich nicht alles. Bei einer „Vollkostenrechnung“ werden neben dem Kaufpreis noch Unterhalt, Reparaturen und der Wertverlust mit einbezogen.
Letzterer ist der mit Abstand teuerste Faktor nach dem Kauf eines Autos. Ein neuer C160 wird im Laufe der ersten 3 Jahre seines Lebens jeden Monat etwa 1 % seines Wertes verlieren – das sind umgerechnet rund 320 € im Monat. Und der 190E? Bei guter Pflege ist der nach 3 Jahren und weiteren 45.000 km Laufleistung mindestens so viel wert wie heute, eher etwas mehr. Der Faktor „Wertverlust“ liegt hier also bei 0 €/Monat.
Zum Fahren braucht aber auch ein Youngtimer Benzin, und nicht zu knapp: Der moderne C160 ist wirklich deutlich sparsamer als sein Ahne, wobei aufgrund des gestiegenen Fahrzeuggewichtes keine Wunder zu erwarten sind. Der alte Mercedes braucht gut geschätzt etwa 3 Liter/100 km mehr. Bei 1,40 € pro Liter sind das 4,20 € alle 100 Kilometer, macht 630 € im Jahr an zusätzlichen Kraftstoffkosten. Dafür kosten die Reifen maximal die Hälfte und die Versicherung nimmt nur noch einen sehr kundenfreundlichen Liebhaberpreis als Prämie. Die Kfz-Steuer ist auf ähnlichem Niveau, weil der 190E bereits mit einem D3-Kat ausgerüstet werden kann und noch nach Hubraum besteuert wird. Zusammen dürften das etwa 400 € zugunsten des „Alten“ sein, die von den höheren Kraftstoffkosten abzuziehen wären.
Bislang ist die C-Klasse bei den Betriebskosten noch mit etwa 250 €/Jahr im Vorteil, was dem Wertverlust von 1,3 Monaten entspricht. Umgekehrt heißt das, dass der Neu-Stern bei den knapp 11 restlichen Monaten des Jahres ins Hintertreffen gerät, nämlich mit etwa 3.300 €. Defekte werden in den ersten 3 Jahren beim Neuwagen von Garantie und Kulanz abgedeckt, beim Oldie rechnen wir mit 1.000 € (sehr großzügig!). Die normale Wartung kostet ähnlich viel, hier gibt es deshalb keine Kostenunterschiede. So gerechnet, beträgt der Kostennachteil des Neuwagen „nur“ noch gut 7 Monate.
Unter dem Strich ist der Unterhalt der modernen C-Klasse gut 2.000 €/Jahr teurer. Wer jetzt die 28.000 €, die beim Kauf gespart wurden, gut anlegt (z. B. in Anteilen einer Wohnungsbaugenossenschaft!), hat nach 3 Jahren etwa 3.300 € Dividende. Oder einen weiteren Youngtimer … (der „alte“ ist dann schon ein Oldtimer und wahrscheinlich mehr wert!)
Was ist ein Youngtimer? Das sind eigentlich Verbrauchtwagen, die schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel haben, aber noch nicht 30. Sonst wären es Oldtimer. Und es sind Autos, die irgendwie die Kurve zum Kultmobil bekommen haben.