Schillernden Schuppen, Farbzeichnungen wie von Künstlerhand geschaffen, würdevolle Bewegungen, die beeindruckende Größe. Kois sind nicht einfach nur Fische. Für Klaus Schulten und Florian Stolpe sind sie Leidenschaft und Beruf zugleich. Ihre kleine japanische Enklave liegt in Nahmitz, gleich hinter dem Kreuz Werder, unmittelbar an der A2.
Klein stimmt nicht, denn das 6.500 qm große Grundstück lässt selbst jetzt in der kalten Jahreszeit den Eindruck wachsen, in einer japanischen Kulturlandschaft angekommen zu sein: Sorgsam gepflegtes Grün, Zierahorn, Azaleen und Bambus gruppieren sich um verschiedene Teiche in unterschiedlicher Form und Größe, überall plätschert es, Pagoden, Laternen, milde lächelnde Buddhas und furchteinflößende Drachen aus Stein. Ein Ort zum Durchatmen, geschaffen wie eine Bühne für die Hauptdarsteller dieser Kulturlandschaft: die Koi. Ende der 1990er Jahre entschied sich Klaus Schulten, sein Schukoi-Reich im Westen Brandenburgs zu errichten. Das erwies sich als weitsichtige Entscheidung, denn das Grundstück liegt direkt am Wasser, verfügt über natürliche Brunnen und ist gut zu erreichen. Schließlich kommen die Liebhaber der Koi aus allen Himmelsrichtungen, selbst aus der Schweiz, aus den baltischen Staaten oder aus Ungarn reisen Interessenten nach Nahmitz, denn mit rund 4.000 der edlen Fische, die sich in den Innen- und Außenanlagen tummeln, ist Schukoi einer der größten Koihändler Deutschlands. Dabei zieht sie nicht nur die große Auswahl an, sondern auch die geballte Ladung an Fachwissen für Einsteiger und Fortgeschrittene rund um die Aufzucht und Haltung der farbigen Karpfen, die einst Statussymbole von japanischen Adeligen waren. Klaus Schulten ist ein gefragter Experte und Mitglied der international agierenden Shinkokai- Vereinigung.
Die Koi sind anspruchsvolle und sensible Tiere, die Haltung der wechselwarmen Fische ist eine Wissenschaft für sich. Schukoi hat ein hauseigenes Labor, um das Wohlbefinden der Karpfen gleich Leistungssportlern rundum zu überwachen. Je größer die Koi, desto höher ihr Preis. 1 Million wie im Krimi von Martin Suter? Florian Stolpe winkt lässig ab. „In diesem Jahr wurde in Japan ein Koi für 1,6 Millionen verkauft“, berichtet er. Solche Summen wie im Mutterland der Koi gehen in Nahmitz nicht über den Tisch. „Die Preise unserer Koi beginnen bei 29,50 Euro und die teuersten liegen bei unter 6.000 Euro“, so Klaus Schulten. Das momentan größte Exemplar, welches gegenwärtig durch eines der 30 Becken oder Teiche schwimmt, ist fünf Jahre alt und 92 cm groß. Gerade die großen, fülligen Fische haben diese gemächlichen Bewegungen und „schweben majestätisch durch das Wasser“, beschreibt es Florian Stolpe, dessen Liebe zu den Tieren einst mit zwei Koi begann. „Ich fing an alles zu lesen, was ich über Koi finden konnte“, berichtet er lächelnd. Inzwischen ist der Thüringer leitender Geschäftsführer bei Schukoi und ein anerkannter Fachmann, der im Wechsel mit Klaus Schulten jährlich nach Japan reist, um Koi in allen Größen anzuschauen und auszuwählen. Bei Schukoi werden ausschließlich japanische Koi gehandelt, „das ist eine Frage der Qualität“, so Inhaber Schulten. Rund 6.000 Kilometer kreuz und quer durch das Mutterland der Koi umfasst jede dieser Dienstreisen, die stets auch Begegnungen mit den Züchtern bringt. Acht Jahre dauert die Ausbildung in Japan zum Koi-Meister, eine Profession die es nur im Land der aufgehenden Sonne gibt. Sind die Fische ausgewählt – was viel Fachwissen verlangt, denn in dieser Phase sind sie nur wenige Zentimeter groß – und eingekauft, reisen sie als Luftfracht via Amsterdam-Schipol und per Spedition weiter nach Nahmitz. „Das kostet Nerven, bis die Tiere endlich hier sind“, weiß Klaus Schulten, der auch sehr ausgefallene Wünsche erfüllt, wenn beispielsweise Kunden einen „Eyecatcher“ suchen, also eine ganz spezielle Farbzeichnung oder Größe. Da die Tiere bis zu 30 Jahre alt werden können, ist das eine durchaus langfristige Investition.
Damit es den Koi auch nach dem Verkauf gut geht, beraten Klaus Schulten und Florian Stolpe ihre Kunden intensiv rund um die Lebensbedingungen und bieten die Produkte für die hauseigenen Koiteiche. „Mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen haben wir eine eigene Produktlinie entwickelt“, so Klaus Schulten. Es gibt Filter, Pflanzen, Pumpen, Teichpflegemittel … alles mit umfassender Beratung, „denn was wir verkaufen, nutzen wir selbst oder haben es zumindest erprobt“, erklärt Florian Stolpe, der Einsteigern immer rät, mehrere Koi zu kaufen, da die Tiere Einsamkeit schwer ertragen und den Fischen dann den Teich allein zu überlassen. Goldfisch & Co. sollten keine Mitbewohner sein. Eine ganz besondere Liebeserklärung der beiden Experten ist ganz am Ende des Grundstücks zu finden: In zwei „Gnadenteichen“ tummeln sich die Tiere, die den hohen Qualitätsansprüchen des Handels nicht entsprechen. Sie leben hier glücklich und zufrieden bis an ihr Ende. Ein Koi-Märchen. Klaus Schulten bremst die Romantik: „Wenn nicht vorher der Fischreiher kommt.“