In der ersten Jahreshälfte verging kaum eine Woche, in der Elektromobilität nicht irgendwie thematisiert wurde. Sei es der Diesel-Skandal, Feinstaubbelastung in den Städten oder das generelle Aus des Verbrennungsmotors in den nächsten Jahrzehnten. Dazu scheinen der Ausstieg von Mercedes-Benz aus der DTM und der Wechsel in die Formel E für Elektrorennwagen oder die Ankündigung von Volvo, ab 2019 jedes Modell mit Elektroantrieb anzubieten, weitere Signale zu sein, dass die Elektromobilität groß im Kommen ist. Demgegenüber stehen jene Skeptiker, die auf geringe Reichweiten, nicht vorhandene Auflademöglichkeiten oder Umweltprobleme durch die Herstellung und Entsorgung der Batterien verweisen.
Von den ganzen Diskussionen abgesehen, was bietet der Markt dem interessierten Käufer überhaupt? Nicht wirklich viel, lautet die Antwort, denn viele Hersteller sind über Konzeptstudien und Ankündigungen bisher noch nicht hinausgekommen. Viele setzen vor allem auf Hybrid-Modelle, also eine Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor. Wie weit sind die drei größten deutschen Fahrzeughersteller? Der vom Diesel-Skandal gebeutelte Volkswagen-Konzern hat zwei reine E-Mobile im Angebot. Seit Ende 2013 ist der Kleinstwagen e-up! im Handel. Der gerade einmal knapp über 3,5 Meter lange e-up! kann vor allem als Stadtflitzer punkten. Mit einer Reichweite von 120 bis 160 km ist der e-up! nicht gerade langstreckentauglich, zumal das Aufladen je nach Ausstattung recht lange dauern kann. An einer 230-Volt-Steckdose werden über neun Stunden benötigt. An einer Schnellladestation sind 80 Prozent der Kapazität nach 30 Minuten erreicht. Der Anschluss selbst kostet jedoch Aufpreis. Gegenüber dem Standard- up! beträgt der Preisunterschied über 16.000 Euro. Ab 26.900 Euro ist der 82 PS starke und bis zu 130 km/h schnelle e-up! zu kaufen. Seit 2014 ist der e-Golf auf dem Markt, der in diesem Jahr hinsichtlich Leistung und vor allem Reichweite überarbeitet wurde. Dank einer leistungsfähigeren Batterie soll die e-Version der siebten Golf-Generation nun bis zu 300 Kilometer packen. VW selbst gibt 200 Kilometer als realistischen Alltagswert an. Zudem erstarkte der Elektromotor von 115 auf 136 Pferdestärken. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 150 km/h begrenzt. Auch hier wird eine aufpreispflichtige Ladedose benötigt, um in den Genuss einer Schnellladestation zu kommen. Ansonsten dauert der Ladevorgang an einer normalen Haushaltssteckdose gut 13 Stunden. Ab 35.900 Euro gibt es den vollelektrischen Golf.
Genau wie Volkswagen bietet BMW mit dem i3 seit 2013 einen Kleinwagen als reines Elektroauto an. Das Design des E-BMW ist gewöhnungsbedürftig und könnte direkt einem Science-Fiction-Film entspringen. Als erstes Serienfahrzeug besteht die Fahrgastzelle des auch als Plug-in-Hybrid erhältlichen i3 aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, während das Fahrgestell aus Aluminium gefertigt ist. Das spart gerade bei den wegen der Batterien recht schweren E-Autos Gewicht. In Sachen Reichweite soll der i3 dank neuer Batterie nun eine Distanz von 300 statt 190 Kilometern schaffen. Allerdings sind das wie auch bei anderen Herstellern Angaben eher theoretischer Natur. Im Grunde sind diese Werte nur unter Laborbedingungen zu erzielen. Laut BMW sollte unter Alltagsbedingungen die Reichweite 200 Kilometer betragen. Der im Heck unterhalb des Kofferraums verbaute E-Motor leistet 170 PS, wobei die Höchstgeschwindigkeit auf 150 km/h begrenzt ist. Beindruckend ist, wie bei E-Autos durchaus üblich, die Beschleunigung. Nur 7,2 Sekunden benötigt der knapp vier Meter lange E-Flitzer. Mit einem Startpreis von 34.950 Euro ist der BMW allerdings kein Schnäppchen.
Bei Mercedes wurde für den Wettbewerb gegen e-Golf und i3 die B-Klasse elektrifiziert. Im Gegensatz zur Konkurrenz brauchten die Schwaben bis 2014, um das erste reine E-Mobil auf den Markt zu werfen. Der Elektromotor leistet 179 PS und bringt es auf stolze 340 Nm Drehmoment. Damit fährt die elektrische B-Klasse ihren Konzernbrüdern mit Verbrennungsmotor locker an jeder Ampel davon. Allerdings ist aufgrund der Reichweite die Höchstgeschwindigkeit auf 160 km/h limitiert. So soll die knapp unter 40.000 Euro teure B-Klasse electric drive bis zu 200 Kilometer weit fahren. Die Distanz kann der Fahrer selbst mit beeinflussen, indem er die Eco-Taste drückt und die Motorleistung auf 132 Pferdestärken reduziert. In Sachen Elektromobilität setzt Mercedes-Benz vor allem auf die Tochterfirma Smart. Mit den Electric-Drive-Versionen des Smart Fortwo und Forfour gibt es gleich zwei reine Stromer und für Frischluft- Fans auch in der Cabrio-Variante. Schon seit 2007 hat Smart Erfahrungen mit dem Batteriebetrieb. Die neueste Smart-Generation setzt auf den 81 PS starken E-Motor von Kooperationspartner Renault, der den Antrieb in dem Kleinwagen Zoe verbaut hat. Als Reichweite werden 160 Kilometer angegeben. Wie bei den anderen Herstellern kostet ein Schnellladesystem einen Aufpreis. Damit sollen 80 Prozent der Ladekapazität in 45 Minuten erreicht sein. Ansonsten soll es sechs Stunden dauern, bis der Smart an einer normalen Steckdose aufgeladen ist. Preislich spielen die Smart-Modelle in einer etwas günstigeren Liga. Während der kleine Fortwo ab 21.940 Euro zu bekommen ist, gibt es den Forfour ab 22.600 Euro.
Wer derzeit elektrisch fahren möchte, muss noch tief in die Tasche greifen. Auch das Angebot an Fahrzeugen ist noch sehr dünn. Das bestätigt sich beim Blick auf andere Hersteller, die meist nur ein Modell anbieten. Einzig Tesla sticht hier als reiner Hersteller von Elektrofahrzeugen mit drei Modellen heraus.