„Meine Fotos gefallen den Leuten, weil sie darin wiedererkennen, was sie sehen würden, wenn sie aufhören würden sich abzuhetzen. Wenn sie sich Zeit nehmen würden, um die Stadt zu genießen …“ (Robert Doisneau)
Nur wenigen Fotografen ist es gelungen, mit einem einzigen Bild berühmt zu werden. Robert Doisneau (1912-194), der als Werksfotograf für Renault begonnen hatte, und danach als Bildjournalist für große Magazine wie Vogue, Paris Match, Le Point arbeitete, ist einer davon. Es gibt wohl kaum jemanden, der seine Schwarz-Weiß-Fotografie des sich küssenden Paares nicht irgendwo schon einmal gesehen hat und der Faszination dieses flüchtigen Momentes nicht erlegen ist. Nur wenige hingegen wissen, dass es sich bei dem im März 1950 vor einem Pariser Straßencafé aufgenommenen Bild um eine Auftragsarbeit des amerikanischen Magazins LIFE handelt. Als die Illustrierte damals eine Reportage unter dem Titel „Verliebte in Paris“ bestellte, half Doisneau dem Zufall etwas nach und engagierte für die Fotoserie zwei Schauspielstudenten. Heute verkörpert das Foto „Le Baiser de l‘Hôtel de Ville“ wie kein anderes das Sinnbild von Paris als Stadt der Liebe.
Doch das Werk Doisneaus ist weitaus vielschichtiger und umfasst insgesamt rund 350.000 Fotografien. Im Zweiten Weltkrieg dokumentierte er den Alltag im besetzten und später befreiten Paris. Er fing mit seiner Rolleiflex die überraschenden Augenblicke des Großstadtalltags ein und wurde damit zu einem wichtigen Chronisten des 20. Jahrhunderts. Heute steht sein Name für „humanistische Fotografie“. Die Ausstellung im Martin-Gropius- Bau zeigt rund 100 seiner Werke ist noch bis zum 5. März zu sehen.