Das Thema treibt viele Schauspielerinnen und Schauspieler um, doch darüber reden wollen nur wenige: Altersarmut. Das geht auch anders, sagte sich Mäzen Ulrich Häusler. Er suchte Verbündete, beriet sich mit Fachleuten und scheute den Papierkram nicht. Nun steht seine Stiftungsgründung kurz vor dem Abschluss.
Wie kommt man auf die Idee, eine Stiftung zu gründen? „Das ist für mich die geeignete Form, das umzusetzen, was mir wichtig ist“, begründet Ulrich Häusler seine Entscheidung. Der Psychologe, der 20 Jahre lang auf einem herausfordernden sozialen Feld arbeitete, hat ein geschärftes Auge, wenn es Menschen schlecht geht, und ein großes Herz dazu. Gern erzählt er, wie er eher zufällig – inspiriert von Freunden – Kontakte in die Kunstszene bekam und ihn die kreativen, oft unkonventionell lebenden Kreativen faszinierten. Mit den Erfahrungen seines Unternehmer- Daseins weiß er aber auch, dass ohne finanzielles Fundament die kreativen Bauten leicht einstürzen können. Vor 12 Jahren rief er seinen Künstlertreff rund um die Butte de Montmartre ins Leben und scharte internationale und deutschsprachige Kreative und Kulturinteressierte aus ganz Paris um sich. Seine Intention: Art und Business zusammenzubringen und dabei ganz nonchalant über Gott und die Welt philosophieren. Später kamen noch von ihm initiierte Künstlerstammtische in Berlin, München, Hamburg und Saarbrücken hinzu. Ziemlich schnell wurde dem gebürtigen Travemünder inmitten der munteren Gesprächsrunden bewusst, wie dünn die materielle Decke von so manchem ist. Die einen hören zu, Menschen wie Häusler stachelt das an, tiefer verstehen zu wollen.
Die Gründe für Altersarmut von Schauspielern sind so vielseitig wie der Beruf selbst. „Wann das nächste Engagement winkt, ist oft nicht vorherzusehen und lückenlose Renteneinzahlungen bekommen nur diejenigen, die durchgehend am Theater oder Serien fest angestellt sind, und das ist der Großteil leider nicht“, so der Stifter. „Oft steht am Ende eines langen Lebens für die Kunst nur eine kleine Rente oder gar Sozialhilfe.“ Die Einkommensverhältnisse von Darstellern in den so großzügig subventionierten Theatern führen in vielen Fällen systembedingt zur Altersarmut. Und dann sind da noch Fälle wie Krankheit oder dass der umjubelte Typ auf einmal nicht mehr gefragt ist. „Ich habe darüber viel nachgedacht, und kaum spricht man darüber, stellt man fest, wie viele Kolleginnen und Kollegen das Thema Altersarmut bewegt“, berichtet der Schauspieler, Sänger, Sprecher und Show-Produzent Claudio Maniscalco, der bereits vor der offiziellen Gründung der IVQS-Stiftung zu den aktiven Unterstützern gehört und im Stiftungsrat arbeitet. So wie die Schauspielerin Mona Seefried – von Ulrich Häusler gern als „Anstifterin“ hervorgehoben, weil sie gerade in den schwierigen Anfangszeiten immer wieder Mut machte –, der Moderator und Schauspieler Max Schautzer. Die Schauspielerin Anna Maria Bergold sensibilisiert insbesondere für ihre Kolleginnen, die im Alter nur wenige Rollenangebote bekommen. Prominente wie Jenny Jürgens, David Carreras oder Marion Mitterhammer nutzen bereits jetzt ihre Bekanntheit, um für die Stiftung zu werben, die ihr Ziel in dem Satz formuliert: Die IVQS Stiftung setzt sich gegen Altersarmut bei Schauspielern ein und unterstützt Schauspieler/innen im Rentenalter. Besonders stolz sind alle, die sich bereits in einem so frühen Stadium engagieren, auf den Schirmherren der Stiftung: Hans Hirschmüller, Autor, Regisseur und Schauspieler, der mit Rainer Werner Fassbinder und Wim Wenders drehte und so ziemlich alles an Film- und Theaterpreisen einsammelte (1970 und 1972 Bundesfilmpreis, 1990 Adolf Grimme Preis, 1994 Bayerischer Theaterpreis), was zwischen Hamburg und München verliehen wird. Eine Ikone. Ein Mann, dessen Wort gehört wird.
Wie nun möchte die IVQS Stiftung ihre Ziele mit Leben erfüllen? „Das hat viele Seiten“, erklärt Claudio Maniscalco. „Selbstverständlich geht es um das einzelne Schicksal, die individuelle Notlage, aber es geht gerade auch darum, das Problem generell bewusst zu machen und politisch etwas zu bewirken. Wir sehen uns deshalb auch als Lobby, die sich gegen Altersarmut am Ende eines oftmals sehr reichen beruflichen Lebens stark macht.“ Den Stiftungsalltag, die Vergabe der konkreten Hilfsleistungen, regelt die Satzung, die bereits verabschiedet ist. „Die Kriterien stehen fest und wir werden jeden Einzelfall prüfen“, verspricht Ulrich Häusler. Er weiß, dass da viel mühsame Kleinarbeit und große Papierstapel auf das Gremium zukommen und nicht selten auch Schicksale, die sie alle tief berühren werden. Ein Projekt, das ebenfalls schon Gesichter hat, sind die „IVQS Juniorpaten“. Das sind jüngere Schauspielerinnen und Schauspieler, die für einen älteren Kollegen eine Patenschaft übernehmen, denn „kein Mensch sollte im Alter alleine sein“, so Stifter Häusler. Zu den Junior-Unterstützern gehören bereits jetzt Sarah Alles, Katja Keßler, Charlotte Bohning, Adrian Winter und viele mehr.
Es sind nur noch wenige Schritte zu gehen, bevor die IVQS Stiftung offiziell am Start ist und aktiv für finanzielle Unterstützung des Stiftungsziels werben kann. Einen ersten Testballon ließ Claudio Maniscalco während einer Vorstellung im Berliner Wintergarten steigen. In der Abmoderation vor der Show-Pause erklärte er das Stiftungsziel und bat um Spenden: 750 Euro kamen an diesem Abend spontan zusammen. Geplant ist eine Charity- Gala für all die, die uns auf Bühne und Bildschirm mit ihrer Darstellungskunst bewegen und die dann, wenn es still um sie geworden ist, Hilfe brauchen.