Die Digitalisierung in der eigenen Wohnung bietet viel Potenzial für mehr Wohnkomfort und eine Verbesserung der eigenen Energiebilanz. Dennoch steigt mit der Zahl der vernetzten Geräte auch das Risiko vor Hackerangriffen. Verbraucher sollten daher nicht nur auf den Preis schauen, sondern auch Sicherheitsaspekte in den Fokus stellen.
Es ist morgens halb sieben. Der Wecker auf dem Smart Phone klingelt. Über eine App werden das Mahlwerk der Kaffeemaschine gestartet, die Jalousien hochgefahren und die Heizung im Bad eingeschaltet, bevor man in ein paar Minuten aufstehen muss. Während der Arbeitszeit verrichtet der Staubsauger- Roboter seine Dinge, der Kühlschrank prüft die Bestände und bestellt automatisch Nachschub, sollten für das gewünschte Abendessen notwendige Zutaten fehlen. Und noch vom Büro aus lässt sich die Waschmaschine bedienen, sodass die Wäsche pünktlich zum Trocknen bereitsteht, wenn man abends nach Hause kommt.
Schöne neue Welt? Keine Frage, Smart- Home-Systeme und die Digitalisierung der Wohnung können für den Alltag nützlich sein und den Wohnkomfort deutlich erhöhen. Insbesondere für Sicherheitsund Energiesparsysteme wie Einbruchsicherung, Feuchtigkeitsmelder und die automatische Heizungssteuerung bieten sich auf dem Markt mittlerweile viele interessante und ergänzende Lösungen.
Mit dem sogenannten Smart Metering (Intelligentes Messen) lassen sich etwa Verbrauchsmengen und Verbrauchszeiten von Strom, Gas und Wasser anzeigen, die dann direkt an den Messdienstleister übermittelt werden. Ein Display in der Wohnung zeigt an, wie viel wann verbraucht wird, und übermittelt bestenfalls sogar Verbesserungsvorschläge, an welchen Stellen der Energieverbrauch eine kritische Größe erreicht. Energiesparen wird zum Kinderspiel.
Auch im Bereich Multimedia und Telekommunikation umfasst das Smart Home viele kluge und innovative Ideen, die sich weiter verbreiten werden. Die Verwendung sogenannter Digital Concierge Services ist eine weitere Entwicklung, die in ihrer Perfektion allerdings hierzulande noch relativ weit am Anfang steht. Die Idee dahinter: Nur durch eigene Sprachansagen kümmert sich der digitale Butler um Arzttermine, Essenslieferungen, Tischreservierungen sowie Kultur- und Veranstaltungstipps in der eigenen Stadt. Wenngleich man sich in der Realität noch oft über die Funktionalität ärgert und vor allem bei organisatorischen Aufgaben der eigene Handgriff oftmals schneller zum gewünschten Ergebnis führt, scheint der weitere Weg doch geebnet: Diese Systeme werden künftig eine wichtige Rolle in der eigenen Wohnung einnehmen.
Assistenzsysteme ganz anderer Art werden unter dem Begriff des „Ambient Assisted Living“ (AAL) zusammengefasst. Hierbei geht es um die Digitalisierung der Wohnungen für Hilfsbedürftige und hochbetagte Menschen, um das Leben in der eigenen Wohnung zu verlängern, bevor zum Beispiel der Wechsel in ein Pflegeheim notwendig wird. So erkennen Bewegungssensoren, dass sich ein Bewohner entgegen seinen Gewohnheiten länger nicht bewegt hat. Eine Smart Watch überprüft laufend die aktuellen Vitalwerte und ruft im Notfall automatisch den Pflegedienst oder den Krankenwagen. Angesichts unserer alternden Gesellschaft wird auch die Bedeutung von AAL zunehmen.
An Beispielen wie diesen wird deutlich: Der Anwendungsbereich der Digitalisierung der eigenen Wohnung ist schier unendlich.
Im Gegensatz hierzu steht die Wohnimmobilie als solche. Im Herbstgutachten des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss, des Spitzenverbandes der Immobilienwirtschaft, haben die Immobilienweisen darauf hingewiesen, dass die Digitalisierung und Vernetzung der meisten Geräte keine Auswirkungen auf Design, Bau und Betrieb von Wohnungen haben werden. Denn die Kommunikation der einzelnen Anwendungen erfolgt in der Regel über Funk, WLAN und das Internet. Die kilometerlangen Netzwerkkabel, die vor wenigen Jahren noch hinter den Wänden verlegt wurden, sind aus heutiger Sicht nicht mehr notwendig.
Blickt man aber auf die einzelnen Prozesse innerhalb der Wertschöpfungskette „Wohnen“, kommt eine Vielzahl denkbarer Prozesse zum Vorschein, die unter dem Einfluss der Digitalisierung stehen. Beginnend bei der Planung und dem Bau über den Betrieb und die Verwaltung bis hin zur Vermarktung und Bewertung von Immobilien.
Die Digitalisierung kann langfristig die Gewohnheiten und die Bedürfnisse der Mieter verändern. Auch die Kommunikation zwischen Mieter und Vermieter stellt sich auf eine neue Basis, wenn beispielsweise das Beschwerdemanagement nur noch über eine App läuft oder eine Push-Benachrichtigung darüber informiert, dass in der Nachbarschaft ein neuer Bäcker eröffnet hat. Schon die Vermittlung von Wohnungen ist heutzutage offline nicht mehr denkbar und der Begriff „Big Data“, die Speicherung und Analyse riesiger Datenmengen, ist aus der Diskussion um zukünftige digitale Handlungsfelder der Wohnungswirtschaft schon seit längerer Zeit nicht mehr wegzudenken.
Was bei alledem jedoch beachtet werden muss: Dort, wo Daten und das Internet aufeinandertreffen, liegen auch entsprechende Risiken. So ist es zuletzt etwa zwei Sicherheitsexperten in einem Testversuch ohne großen Aufwand gelungen, ein vernetztes Thermostat mit einer Erpressungssoftware zu infizieren und die Funktionen für den Mieter so lange zu sperren, bis dieser zahlt. Auch im Bereich von Smart TVs wurde bereits über Schadsoftware und digitale Lösegelderpressungen berichtet.
Nimmt die Vernetzung im Internet der Dinge zu, steigt also auch die potenzielle Angriffsfläche für Hacker. Alles, was im Privathaushalt direkt oder indirekt miteinander vernetzt ist, kann grundsätzlich auch geknackt werden. Dabei sind Kaffeemaschinen noch die Einfallstore für Kriminelle, die im Notfall verkraftet werden können. Vielmehr geht es jedoch – neben den oben genannten Beispielen – insbesondere um Zugangsdaten für private Bankkonten, E-Mailadressen und Kreditkarten.
Daher ist es unerlässlich, neben den Fragen nach Komfort und Preis, auch die Sicherheitsstandards der einzelnen Geräte vor dem Kauf und des Heimnetzwerkes sorgfältig zu prüfen. Natürlich besteht ein großes Potenzial hinsichtlich der Anwendungsmöglichkeiten von digitalen Technologien – aber eben auch ein großer Informations- und Aufklärungsbedarf.