Pornstar Martini in der „Stueck“-Bar

Fotos: Giulia Daley
Fotos: Giulia Daley
Fotos: Giulia Daley

Dafür, dass sie ihre zwei neuen Bars „Stueck“ in Kreuzberg und „Bademeister“ in Weißensee während
der Pandemie eröffneten, wurden sie bei den Mixology BarAwards als „Pioniere“ ausgezeichnet. Dustin Franke und sein Kompagnon Johann Lautenschlager wagen etwas. Und gerührt oder geschüttelt war einmal: Mit ihren Cocktails vom Fass haben sie ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen.

Das „Stueck“ hat sich zudem einen Ruf als Kennlern- und Dating-Ort gemacht. Darauf anspielend sei der Name auch „etwas dirty“ gemeint, lacht Dustin, der bei unserem Interview vor einem riesigen Foto mit drei Weinbergschnecken in einer menschlichen Hand sitzt.

Die beliebtesten Getränke?
Cocktails wie der Pornstar Martini bestehend aus Wodka, Maracuja und Sekt – das Ganze mit Vanille-Sojamilch „gewaschen“ – werden am häufigsten bestellt. Beliebt sind auch der Purple Rain mit Sloe Gin, Lillet, Thymian, Zitrone und Sekt sowie der Hippie Gurke auf Gin-Basis vom Fass. Auch Shots wie Mexikaner, Bärbel und Giniwi werden sehr gern gekippt.

Besonderheiten bei den Cocktails?
Aus dem Zapfhahn hinter dem Tresen kommen Cocktails, das ist ziemlich neu. Sie werden vom Bar Team in einer Laborküche in der Kreuzberger Nachbarschaft zubereitet. Diese Drinks befinden sich in 20-Liter-Fässern. Favorit vom Fass ist Patronita, ein Markenzeichen der „Stueck“-Bar, aus Tequila, Erdbeere, Limette und Agave. Longdrinks wie Gin Tonic, Moscow Mule und Wodka Soda gibt’s natürlich auch.

Das günstigste und das teuerste Getränk?
Klassisch gemixte Cocktails wie der Pornstar Martini, Esprersso Martini, Helena oder Wolf Whiskey Sour kosten 10 Euro, alle Cocktails vom Fass 8 Euro. Teurer kann’s nur werden, wenn man eine spezielle Whiskeysorte in seinem Drink wünscht. Einen Mexikaner-Shot gibt’s schon für einen Euro.

Fass- oder Flaschenbier?
Frisch gezapft wird Pils von der Hausmarke.

Betreiber?
Drei Bars in Berlin betreibt Dustin zusammen mit Johann, drei weitere zusammen mit Frank. Sie haben einprägsame Namen, darunter „Lamm“, „Krass Böser Wolf“, „Butter & Korn“. Der 29-jährige Dus-
tin stammt aus Hessen und kam vor 10 Jahren zum BWL-Studium an der FU nach Berlin. Nebenbei jobbte er in der Gastronomie, zuerst in einem Restaurant und dann in Franks „Omega Bar“ in Neukölln. Frank las Dustins Bachelorarbeit über Bilanzierung bei internationalen Steuerfragen und fragte ihn, was er nach seinem Studium vorhabe. „Zusammen eine Bar eröffnen!“ Das war dann 2015 zuerst der „Wolf“ an der Elsenbrücke und Dustin wurde mit nur 22 Jahren Barmanager. Johann war dort sein erster Mitarbeiter und wurde später zum Geschäftspartner. Als „eine Bar mit queer-feministischen Ansatz“ wird „Stueck“ von Frauen wie Romy geführt. Sie studiert Mediendesign und begann nebenbei im „Wolf“. 2021 schlugen ihr Dustin und Johann vor, gemeinsam das „Stueck“ aufzubauen und zu managen. „Mein Bauchgefühl hat sofort ja gesagt.“, so Romy.

Einrichtung und Konzept?
Das Ladenlokal mit seinen 80 Quadratmetern und den hohen Deckenhöhen wirkt nicht so, dass man sich hier über 100 Leute tanzend vorstellen kann, wie Dustin berichtet. Und die Einrichtung ist ein wilder Mix, findet er. Rohe Wände, davorstehen und hängen von Johann aus Stahl und Holz selbstgebaute Tische, Hocker und Lampen. Auch die Tresenwand mit den Spirituosen ist Marke Eigenbau. Das Schneckenbild an der Wand stammt vom Fotografen Florian Hetz. Ein Ventilator dreht sich an der Decke, und die großen Fenster der Glasfront lassen sich komplett öffnen, so dass es im Sommer zwischen draußen und drinnen keine Barriere mehr gibt. Rauchen ist überall erlaubt. Das kommt gut an bei den Gäs-
ten, die auf den 50 Sitzplätzen in der Bar und den etwa 40 Stühlen draußen auf dem Bürgersteig Platz nehmen können. Das Selbstbedienungskonzept trägt viel dazu bei, dass man mit Leuten ins Gespräch kommt, die man noch nicht kennt. Das ist so gewollt. Größtenteils stehen Frauen hinter der Bar stehen, und das Team bezeichnet sich als queer.

Fotos: Giulia Daley

Veranstaltungen?
Gibt es nicht wirklich. Dafür wurden und werden Aktionstage etabliert, so wie der Dienstag, an dem man nach dem Motto „2 for 1“ zwei Cocktails zum Preis von einem bekommt. Und der Donnerstag soll bald zu einem queeren Barabend werden, bei dem sich vor allem Frauen untereinander kennenlernen.

Musik?
Gerade läuft etwas von Diana Ross & The Supremes. Die Palette reicht von Funk und Pop der 80er Jahre bis zu leichten Elektrobeats von heute.

Kundschaft?
Als ein typisches Kreuzberger und dabei sehr diverses Publikum beschreiben Romy und Dustin ihre Gäste. Der „queer-feministischen Ansatz“ hat hier Tradition. In den Räumlichkeiten befand sich bis vor etwa einem Jahr mit „Barbie Deinhoff’s“ ein Vorgängerbetrieb, der als „queere Kultbar“ bezeichnet wurde. Da es keinen Tischservice gibt, lernen sich hier viele Gäste fast zwangsläufig an der Bar kennen, und „oft sitzen dann am Ende alle an einem großen Tisch.“

Geöffnet?
Von Montag bis Sonnabend jeweils ab 19 Uhr. Das Ende hängt von den Gästen ab, am Wochenende geht es gewöhnlich bis 4 Uhr. Sonntag ist Ruhetag. Reservierungen (Tel. 0176 / 30 34 94 59) gern bei größeren Gruppen bis zu 25 Personen.

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