Nicht schlecht, Herr Hecht …

Foto: Stephan Pramme

Deutschlands größte Fliegenfischerschule ist in Berlin. „Flyrus“ heißt sie und ist in Friedenau zu finden. Nicht gerade der wasserreichste Bezirk, für die Kurse geht es dann für die Schüler*innen natürlich an und auf die zahlreichen Gewässer der Region. 

Vor dem Erfolg steht das Training – und wer sich Fliegenfischen als neues Hobby aussucht, geht mit der Rute nicht gleich in den Yukon in Alaska und macht dort dem Grizzly den Lachs streitig. Aber natürlich hat es seinen Reiz, die Angel professionell im Wildfluss auszuwerfen – wie 1992 Brad Pitt als Naturbursche Paul Maclean im Spielfilm „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“. Der von Robert Redford inszenierte Streifen bekam drei Oscars und  hat zur Popularität dieser eigenen Angelmethode maßgeblich beigetragen. Wenn man allerdings nicht nur in romantischer Kulisse einen Hollywood-Schauspieler nachahmen, sondern im besten Fall auch etwas fangen will, dann empfiehlt sich zunächst einmal ein Grundkurs. Den und noch viel mehr bietet seit einigen Jahren „Flyrus“ an, die erste Fliegenfischer-Schule Berlins, die ihre Geschäftsadresse an der Rheinstraße 68 hat. Die beiden Gründer lassen sich dort allerdings selten antreffen. Meist sind Simon Stäblein und Ole Rogowski unterwegs, angeln selbst, geben Kurse oder sind auf Reisen, die bei „Flyrus“ gebucht werden können. Auch Rogowski hatte im Alter von 18 Jahren den Film gesehen. „Brad Pitt schwang gut gekleidet seine Schnur durch die Luft und seine Insekten-Imitation landete sanft auf dem Wasser, um nur Sekunden später von einer riesigen Forelle von der Oberfläche gesaugt zu werden. Genauso wollte ich auch Fische fangen“, erzählt er. „Ich war auch schon vorher mit dem Angel-Virus infiziert, aber von Fliegenfischen hatte ich noch nicht wirklich viel gehört.“

Fliegenfischen, was ist das überhaupt? Die auch Flugangeln genannte Methode unterscheidet sich von anderen vor allem dadurch, dass der Köder – eben Fliege genannt – zum Werfen zu leicht ist. Das verlangt eine besondere Wurftechnik und spezielles Angelgerät, insbesondere eine spezielle Schnur. „Fliegenfischen wird von vielen Anglern für eine anspruchsvolle und nur schwer zu erlernende Form des Fischens gehalten. Das können wir so nicht stehen lassen – denn Fliegenfischen kann wirklich jeder lernen und das meist schneller als gedacht und ohne großen Aufwand“, macht der ausgebildete Fischwirt und studierte Fischereiwissenschaftler Simon Stäblein potenziellen Einsteiger*Innen Mut. In den Kursen werden Neulingen die essenziellen Grundlagen vermittelt. Das fängt mit einer kurzen Übersicht über Zielfischarten und -gewässer an, geht anschließend zu einer umfassenden Geräte- und Köderkunde über und wird mit praktischen Wurfübungen abgerundet. Die finden zunächst auf dem Trockenen statt: zumeist auf geräumigen Wiesen in Parks. Der Begriff „Fliegenfischen“ rührt übrigens von der ursprünglichen Art der Köderimitation her: die von Beutetieren wie Insekten, Fischen, kleineren Säugetieren oder Amphibien. Die Fertigung dieser so genannten Fliegen ist eine Kunst für sich. Deshalb gibt’s Hilfe vom Friedenauer Unternehmen: „Bei uns kann man nicht nur lernen, den richtigen Köder für den richtigen Fisch auszuwählen, sondern auch seine eigenen Fliegen herzustellen und somit eine Menge Geld zu sparen“, sagt Ole Rogowski.

Er und Simon Stäblein lernten einander im Studium kennen. Bei einer gemeinsamen Reise von Alaska über die Rocky Mountains bis nach Mexiko begegneten ihnen auch Ausbildende von Fliegenfischerschulen. Und weil es seinerzeit in Berlin und Brandenburg nur wenige Fliegenfischer*Innen gab, beschlossen die beiden Kumpels 2013, in der Hauptstadt eine eigene Schule zu gründen, die erste Nord-Ostdeutschlands. Im Laufe der Jahre wuchs das Projekt, und immer mehr Vollblut-Fliegenfischer aus der ganzen Republik schlossen sich dem Netzwerk an, so dass die Institution bald als erste ihrer Art deutschlandweit Kurse und Guidings anbot. Inzwischen ist die Zahl der Guides auf mehr als 50 angewachsen. „Auch Brandenburg beherbergt einige traumhafte Tieflandbäche, in denen man wunderbar mit der Fliege auf Äschen, Forellen und andere Salmoniden fischen kann. Und auch das Fliegenfischen auf Hechte, Rapfen und Barsch stellt eine großartige Möglichkeit dar, einen Fisch mit der Fliegenrute zu überlisten.“ Es muss eben nicht unbedingt Alaska sein … und auch nicht Brad Pitt. Der deutsche Schauspieler Jürgen Vogel ist mal zusammen mit Stäblein und Rogowski ins Wasser an der Rummelsburger Bucht gestiegen und hat die Angel ausgeworfen, zu sehen ist das auf Youtube. „Je nach Geschmack bieten wir dabei eine große Auswahl an verschiedenen Gewässertypen an. Ob Forellen-Tieflandbach, Hechtfischen am See oder das Urban Fly Fishing mitten in Berlin …“, erklärt Stäblein. Bei größeren Anfragen würden Kurse auch im Vereinsheim des jeweiligen Angelvereins oder an einem anderen Ort durchgeführt. „Beim Fliegenfischen findet sich für jeden Geschmack etwas.“ 

www.flyrus.de

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