Die Freude bei Team und Fans ist groß: Das Prime Time Theater ist gerettet und hat wieder Zukunft. Nach Umbauund Neustrukturierungsmaßnahmen steht Ende Oktober die große Wiedereröffnung des Volkstheaters mit Stil an.
Mit einer besonderen Folge von Gutes Wedding, Schlechtes Wedding (GWSW) „Was bisher geschah“ meldet sich das Prime Time Theater zur Neueröffnung aus einem turbulenten Sommer zurück. Ab 24.10. wird in „Was bisher geschah“ eine Armada aus den beliebtesten GWSW-Figuren der letzten Jahre wieder einmal in den unmöglichsten Konstellationen aufeinander losgelassen. Chaos, Missverständnisse, verrückte Situationen und natürlich Bauchmuskelkater sind da programmiert. Ab dem 8. November steht dann die GWSW-Folge 124 „Lauf – die Prenzlwichser kommen!“ auf dem Programm.
Eine Institution
Der Schwerpunkt des Volkstheaters liegt auf Komödien, die vom Leben und Lieben in Berlin erzählen. „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“ ist dabei weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt und beliebt. In der Kult-Soap leben Türken, Deutsche, Griechen und Franzosen in (fast) normaler Nachbarschaft und meistens sind die „Underdogs“ die Helden. Auch gesellschaftliche Phänomene wie Gentrifizierung, Gender-Diskussion, Generationskonflikte und Bio-Wahn werden thematisiert. Die Schauspieler parodieren die Wirklichkeit des als „Problembezirk“ angesehenen Stadtteils Wedding und konzentrieren sich auf die 90 %, die sonst eher nicht ins Theater gehen – und dies nicht nur in Wedding, sondern in ganz Berlin. Eine Strategie, die aufgeht, denn das am 3. Dezember 2003 eröffnete Theater hat sich seither zu einer festen Größe in der Berliner Theaterlandschaft entwickelt. Trotz wirtschaftlichem Drucks konnte es wachsen: von einem Mini-Theater mit 35 Klappstühlen zu einer modernen Spielstätte mit 230 Plätzen und der Besonderheit der Rückprojektionsleinwand. Im Januar 2019 feierte die erfolgreiche Theatersitcom GUTES WEDDING, SCHLECHTES WEDDING, die fünf Tage pro Woche gespielt wurde und einen Stammpublikumsanteil von 60 Prozent hatte, ihr 15-Jähriges Jubiläum.
Frei nach der Devise „Nah sehen statt Fernsehen!“ gab Theaterleiter Oliver Tautorat jeden Abend als Postbote Kalle den Impresario und begrüßte die Gäste persönlich.
Trotz aller Beliebtheit geriet das Theater im Mai 2019 in finanzielle Schieflage und musste Insolvenz anmelden. Schuld daran seien Rückzahlungen von Fördermitteln an den Senat – so Oliver Tautorat in einem Interview. Das Zittern um den weiteren Fortbestand wurde durch eine Rettung in letzter Minute beendet. Als neue Betreiberin des Theaters traten die RAZ Kultur GmbH und ihr Inhaber Tomislav Bucec auf. Der Unternehmer ist selbst im Wedding aufgewachsen und hat in den vergangenen Monaten gemeinsam mit dem Prime Time Theater-Team an der Wiedereröffnung gefeilt, umstrukturiert, renoviert und einige Neuerungen eingeführt.
Attraktive Neuerungen
Im Foyer wird es die „Prime Time Ess- Bar“ geben, die an Spieltagen schon nachmittags öffnet. So können sich Theaterfreundinnen und -freunde gesellig – bei kleinen Gerichten, gutem Kaffee und kühlen Getränken – auf das Abendereignis einstimmen. Das Ambiente wertet die neue Betreiberin durch jede Menge passender kreativer Details auf. Der populäre langjährige Theaterhund Blacky wird, als in Übergröße gefertigter Kunstdruck, die Gäste am Eingang begrüßen. Auch die Kult-GUTES WEDDING, SCHLECHTES WEDDING-Figuren tauchen verschiedentlich – mal unauffällig, mal plakativ in Maxi- Version – im Foyer auf und tragen zu dessen besonderem Flair bei. Dort wird im Übrigen künftig auch das Vorverkaufsbüro zu finden sein, das an Spieltagen ab Öffnung der „Prime Time Ess-Bar“ Karten, Plakate und Gutscheine verkauft.
Im Saal unterdessen erneuern die Verantwortlichen nicht nur die gesamte Technik, sondern optimieren auch die Platzierung: Nummerierte Sitze, buchbar in drei Preiskategorien, bringen mehr Struktur für Gäste und Planer.
Die von den Fans so geschätzte Nähe zum Publikum wird aber auch in Zukunft gelebte Philosophie sein. Die Schauspieler suchen im Foyer weiterhin gern das persönliche Gespräch, als Alternative zu den echten Figuren stehen ihre Konterfeis in Lebensgröße für Fotoshootings bereit.
Im Herbst beginnt nun mit der Wiedereröffnung des Kulttheaters mit Herz der Startschuss für eine Dekade, denn die Theatermacher haben sich vorgenommen, mindestens weitere zehn Jahre an der Müllerstraße zu spielen. Künstlerischer Leiter wird der Gründer und den Fans wohlbekannte Postbote Kalle alias Oliver Tautorat; der Headautor ist und bleibt Philipp Lang, die Regiearbeit hat nach wie vor Alexandra Marinescu-Lang inne. Das Theater freut sich auf die Zukunft – und auf alle alten und viele neue Fans.