Es ist ein leicht strapazierter Ausspruch in diesen Tagen und dennoch nicht minder wahr: Es gibt keinen Lebensbereich, der nicht von der Pandemie geprägt ist. Wie die gesamte Wirtschaft sind auch Start-ups von den vielschichtigen Effekten betroffen. Einen Einblick gibt der Berliner Multipreneur Christian Sauer, der mit seiner Frau Tina vor rund drei Jahren das nachhaltige Start-up beeskin gründete, das die Welt ein wenig besser machen soll.
Im Frühjahr 2019 hat der Berliner sein erfolgreiches Digital-Unternehmen Webtrekk verkauft und setzt seitdem auf ein deutlich handfesteres Geschäftsfeld: wiederverwendbare Bienenwachstücher, in denen Lebensmittel ökologisch verpackt und länger frisch gehalten werden können. „Das Wachs ist neben der Baumwolle der wichtigste Bestandteil unserer Produkte. Wir sind uns über die Verantwortung gegenüber den Bienen und auch der Probleme der heutigen Bienenhaltung bewusst“, erläutert das Unternehmerpaar die enge Bindung ihres Start-ups an die Biene. Konsequent setzen sie sich für den Schutz der fleißigen Helfer ein: „Mit beeskin unterstützen wir die nachhaltige Imkerei und es ist uns wichtig, dass die Gründe für das Bienensterben bekämpft werden. Und so engagieren wir uns darüber hinaus bei der gemeinnützigen Aurelia Stiftung, die sich als Anwältin der Biene einsetzt. Ein wichtiger verbindender Ansatz, ist der Kampf gegen den hemmungslosen Einsatz von Pestiziden. Und so lassen wir in einer Art Bienenagenten-Programm Schwärme als kleine Späher Proben in der beflogenen Landschaft von etwa 50 Quadratkilometern sammeln. Pollen und Nektar werden zu Honig und Wachs verarbeitet und die Pestizide sind im Wachs nachweisbar. Auf diese Art und Weise können wir uns ein übergreifendes Bild der Pestizidnutzung auf dem Europäischen und Nordafrikanischen Kontinent machen. Denn Transparenz ist eine wichtige Grundlage, um sinnvolle lokale Maßnahmen ergreifen zu können“, erklärt die engagierte Berlinerin Tina Sauer.
Den Umsatz verfünffacht
Die studierte Webdesignerin entwirft die beeskins, produziert werden sie von 20 Mitarbeitern auf eigens von Christian Sauer entwickelten Maschinen für den eigenen Onlinestore, der in neun Sprachen den europäischen Markt bedient, und für die rund 8.000 Verkaufsstellen der Handelspartner wie Rossmann, Rewe, Kaufland, Aldi, Biocompany und dm in 20 Ländern. Jeden Schritt haben die Sauers aus eigenen Mitteln finanziert, wollten unabhängig von Geldgebern sein und ihre Vorstellung eines inhabergeführten Impact- Unternehmens umsetzen. Doch anderthalb Jahre nach Gründung und mitten in wichtigen Expansionsschritten kam der erste Lockdown. Ein Schock für die Sauers: „Wir waren gerade in größere Räume umgezogen und wussten von heute auf morgen nicht, ob wir überhaupt weiter mit unserem multinationalen Team produzieren dürfen, ob unsere Lieferketten funktionieren würden, wie es mit dem Absatz über den Onlineshop weitergeht und was mit unseren stationären Partnern passiert“, erinnert sich Christian Sauer. Doch die Unabhängigkeit von Geldgebern und das breite Spektrum von Onlineshop, Handelspartnern und Märkten erwies sich als Segen. Hinzu kam die steigende Nachfrage der Verbraucher, die sich plötzlich intensiv mit Ernährung, der Herkunft und den Auswirkungen von Lebensmitteln beschäftigten und in großen Mengen Vorräte gebunkert hatten. „Die Nachfrage nach unseren beeskins und das Verständnis für ein Produkt, in dem Lebensmittel nicht nur plastikfrei und müllvermeidend aufbewahrt werden können, sondern viel länger haltbar sind, ist in den Zeiten der unfreiwilligen Entschleunigung enorm gestiegen.“ Und so konnten die Sauers mit beeskin den Umsatz im Jahr 2020 auf 1,5 Millionen verfünffachen und trotz des starken Wachstums ein positives Ergebnis ausweisen, das stark gewachsene Team mit den rund 20 Mitarbeitern halten und in weiteren Ländern wie Polen aktiv werden. Doch es gab auch Corona-bedingte Schwierigkeiten, berichtet Christian Sauer: „Gerade im europäischen und internationalen Business war und ist es schwierig. Man erreicht die zuständigen Mitarbeiter nur schwer und Entscheidungen werden auf einen Tag X verschoben. Im stationären Handel ist es wichtig, dass wir Regalfläche und Aufsteller für unsere Produktvorstellung erhalten, das haben viele Händler in diesen herausfordernden Zeiten gescheut und lieber auf Altbekanntes gesetzt.“ Doch das gehöre zum Alltag eines Unternehmers, der eben ein Auf und Ab sei, ergänzt Sauer – und hat schon die nächsten Projekte im Blick.