Axel Prahl ist im Ringelpulli und Jeans zum Interview erschienen. Neugierig blicken seinen blauen Augen in die Welt. Über Umwege kam Prahl zur Schauspielerei, machte diverse Jobs – er war offen für vieles, aber diese Lebenserfahrung kommt ihm heute als Schauspieler zu Gute.
Heute ist er mit Jan Josef Liefers der beliebteste Kommissar im „Tatort“. Mit einer regelmäßigen Einschaltquote im zweistelligen Mio.-Bereich.
Liefers und Prahl, die beiden mögen sich, auch privat – und was in der Branche nicht so häufig vorkommt, praktizieren sie: „Wir gönnen uns gegenseitig Pointen. Man sollte versuchen, das beste Resultat zu erreichen, da hat Eitelkeit keinen Platz.“
Gerade hat Axel Prahl seine neue CD vorgestellt, sein zweites Studioalbum nach sieben Jahren: „Mehr“ heißt es, 16 Songs über gesellschaftliche und zwischenmenschliche Themen, über das Leben. „Aufgenommen mit den Brandenburger Symphonikern im legendären Teldex Studio in Berlin Lichterfelde, einfach toll“, freut sich Axel Prahl.
„Erst sind die Melodien da, dann überlege ich, welche Thematik dazu passt“, erzählt der Singer-Songwriter. Auftritte quer durch die Republik sind im kommenden Jahr eingeplant, u. a. in Hamburg im St. Pauli Theater und im Berliner Theater des Westens.
Seine Leidenschaft für die Musik fing schon mit 14 Jahren an, als er mit seiner Gitarre in der Strandhalle von Neustadt in Holstein einen Wettbewerb gewann. Doch die Musik musste erst einmal zurücktreten – er lächelt rückblickend. „Ich musste erst mit meiner Jugend und der Schule klarkommen.“
Später ging es in den Urlaub nach Spanien – „geplant waren drei Wochen, es wurden drei Monate daraus, die wir mit Straßenmusikauftritten finanziert haben.“ Der Regisseur Andreas Dresen entdeckte ihn in den 90er-Jahren am Berliner Grips-Theater, Axel Prahl war aus dem Norden nach Berlin gezogen. Mittlerweile haben Dresen und Prahl fünf Filme miteinander gedreht, viele sind mit Preisen bedacht worden. Wie etwa 2002 die Tragikomödie „Halbe Treppe“ – da spielt Prahl einen einfachen Würstchenverkäufer aus Frankfurt (Oder) – bei diversen Ferienjobs, wie als Gleisbauer oder Bierfahrer, hat er solche Menschen kennengelernt, deshalb ist er auch so erfolgreich: Er kann sich in sie hineinversetzen. Und das Publikum erkennt sich wieder.
Am 17. Dezember läuft im ZDF „Extraklasse“. Da spielt Axel Prahl einen arbeitslos gewordenen Journalisten, der, vom Arbeitsamt verordnet, Lehrer an einer Abendschule wird. „Meine Figur ist am Anfang arrogant, seine Voreingenommenheit macht dann aber dem Verständnis für sozial Benachteiligte Platz.“ Er hat es mit Schüler-Typen zu tun, die ihm nicht ganz unbekannt sind: Gestrauchelte, die eine zweite Chance bekommen sollen. An seiner Seite spielt Katharina Thalbach: „Die Stradivari unter den Schauspielern“, lacht Axel Prahl, „sie sagt über mich, ich sei eine Panflöte …“
Axel Prahl ist selbst Vater von vier Kindern – ist er ein guter Vater? „Da sollten Sie meine Kinder fragen … aber ich denke, die Zeit, die wir miteinander verbringen, ist immer sogenannte ‚Quality time‘, ob beim Brettspiele Spielen, am Lagerfeuer oder beim Laubrechen.“
Seine Tochter Mascha ist auch Schauspielerin geworden.
Die Schauspielerei ist für ihn Sinnsuche, auch Suche nach sich selbst, ein Austesten von Grenzen. „Ich glaube, dass man den Beruf Schauspieler nicht erlernen kann,“ sagt er, „das kommt aus dem Bauch heraus.“
Bei so einem Beruf in der Öffentlichkeit muss man privat natürlich Abstriche machen: „Einfach mich so am Strand ausziehen, das geht nicht mehr so wie früher – vor allem im Zeitalter von Handyfotos …“