In der ersten März-Hälfte lockte zwar die Sonne, aber die niedrigen Temperaturen lieferten ein triftiges Argument, das Fahrrad noch in der Ecke stehen zu lassen. Dem Allgemeinplatz, dass es kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung gibt, folgt auch längst nicht jeder, sondern die Hartgesottenen. Wenn aber das Thermometer weiter in die Höhe steigt, dann haben wir keine Ausreden mehr. Zumal wir schon vor Jahren eine richtig schöne Tour aus dem Herzen der Hauptstadt bis nach Spreeau, ein paar Kilometer hinter Erkner südöstlich von Berlin gelegen, gefunden haben.
Die Fahrt nehmen wir mehrmals im Jahr unter die Pneus und möchten sie hier mal näher vorstellen. Wir, das sind zwei Hobby-Rennradler im Spätherbst, vielleicht auch schon Frühwinter ihrer „Karriere“. Zum Auftakt der Tour treffen wir uns morgens am südöstlichen Zugang des ehemaligen Flughafens Tempelhof, gleich neben dem Werner-Seelenbinder-Sportpark. Es geht durch Neukölln über Oder- und Eschersheimer Straße nach Süden, auf holprigem Radweg. Dann durch eine Grünanlage vorbei am Emmauskirchhof in östliche Richtung parallel zur A 100, die hier unterirdisch durch den Britzer Tunnel verläuft. Über einen Fußgängersteg, der gut mit dem Rad befahrbar ist, überqueren wir den Britzer Damm, rollen durch den Carl-Weder-Park. Dann rechts in die Rungiusstraße, die wir einige hundert Meter befahren, ehe es nach links in die Franz Körner-Straße geht. Die wird hinter der Buschkrugallee zur Haarlemer Straße, führt am Oberstufenzentrum Informations- und Medizintechnik und an „Holz Possling“ vorbei und endet an der Neuen Späthstraße. Hier geht es kurz nach links, nach 200 Metern auf der Anna-Nemitz-Brücke direkt vor der A113 fahren wir links für 80 Meter in nördliche Richtung, um dann eine 180-Grad-Wende zu machen und nun auf dem Radweg neben dem Teltow-Kanal Richtung Süden zu strampeln.
Hier sind wir schon nach wenigen Kilometern zwar noch in der Stadt, aber weg vom Autoverkehr. Der Spaß wird größer. Der Radweg mit seinem glatten Asphalt zieht auch Inline-Skater an, an Wochenenden ist hier richtig was los. Den Lärm von der parallel verlaufenden A113 nimmt man dank Schallschutzwänden nicht wahr. Wir folgen dem Weg bis nach Adlershof, über Ernst-Ruska-Ufer und Köpenicker Straße (alles Radweg) bis zum Adlergestell. Die große Ausfallstraße überqueren wir und nehmen dann den Radweg parallel zum Adlergestell auf dessen nördlicher Seite in südöstliche Richtung bis zum S-Bahnhof Grünau. Man könnte geradeaus weiterfahren, aber die Route an der Dahme ist schöner. Deshalb biegen wir links in die Wassersportallee ab, nach einem Kilometer rechts in die Regattastraße, die zur Sportpromenade wird. Wir fahren auf der Straße, einen Radweg gibt es hier nicht, aber der Verkehr ist auch gering. Wir passieren das Regattagelände Grünau, etliche Wassersportvereine sind hier zu Hause. Hinter dem Strandbad Grünau ist Feierabend für den motorisierten Verkehr. Es geht vorbei an kleinen Badebuchten, die die Dahme hier am Langen See gebildet hat.
Die Sportpromenade wird zur Vetschauer Allee (mit wenig Autos), dann gelangen wir zurück zum Adlergestell. Auf dem nächsten Kilometer ist der Radweg schlecht, der Blick rechts fällt auf bauliche Überreste aus alten DDR-Zeiten. An der Straßenbahnhaltestelle Alt-Schmöckwitz und gegenüber dem Ristorante Villa Toscana geht es nach links, auf tollem Radweg über die Schmöckwitzer Brücke (schöner Blick auf die Dahme) nach Wernsdorf. Man kommt am Campingplatz Krossinsee vorbei, in Wernsdorf lockt das Gasthaus zur Linde. Hier lohnt eine Einkehr, die Linde wartet mit schönem Gastgarten und gutem Essen auf. Superlecker auch die Matjesbrötchen. Einen Kilometer weiter befindet sich die Schleuse Wernsdorf, die schon 1891 als Einkammerschleuse in Betrieb genommen und im Lauf der Jahre mehrfach umgebaut und vergrößert wurde. Ab 2004 wurde die Nordkammer der Schleuse instandgesetzt, verbreitert und in Richtung Osten auf eine nutzbare Länge von 115 Metern verlängert. Die Verkehrsfreigabe erfolgte 2006. Am Ortsausgang müssen wir die Straße queren und fahren auf der linken Seite auf einem Top-Radweg nach Neu-Zittau. Und war die Tour bis hierhin bereits richtig schön, so erfährt sie auf den letzten rund zehn Kilometern noch eine Steigerung. Wir fahren auf verkehrsarmer Straße durch Burig und Steinfurt nach Hartmannsdorf, meist wunderschön durch den Wald. Vorsicht in Steinfurt: Dort lauert eine gemeine Rechtskurve von mindestens 120 Grad, da muss man runter vom „Gas“ (besonders mit dem E-Bike). In Hartmannsdorf gab es den „Lindengarten“, der machte dicht. Im Vorjahr hat hier an der Ecke Lindenallee/Schulstraße/Spreenhagener Straße das Ristorante Villagio eröffnet. Eine beliebte Anlaufstelle für Radler befindet sich aber nur hundert Meter weiter an der Schulstraße. Hollys Galerie Café bietet selbstgemachten Kuchen in großer Auswahl.
Wir aber stehen mehr auf deftige Kost, es ist auch nicht mehr weit bis zu unserem Ziel. Das ist ein kleiner Tante-Emma-Laden direkt an der L23 und nennt sich Quick Shop. Hier gibt es Buletten, Würstchen, belegte Brötchen etc., Heiß- und Kaltgetränke für den sogenannten „kleinen Taler“. Sitzgelegenheiten sind vor dem Laden und auch im Innenbereich vorhanden. Bis hierhin sind es ziemlich genau 43 Kilometer, mit den Rennrädern sind wir zwischen eineinhalb und zwei Stunden unterwegs, je nachdem wie der Wind steht. Wir radeln die Tour leicht abgewandelt zurück, fahren 200 m nach Norden, biegen dann nach links ab in die Sieverslaker Straße nach Freienbrink, radeln am Campingplatz Jägerbude vorbei und stoßen dann zwischen Burig und Steinfurt auf die Strecke des Hinwegs. Wem das bisher Gefahrene aber reicht: Drei Kilometer auf dem Radweg an der L23 nach Norden kommt man zur Haltestelle Fangschleuse der Regionalbahn. Von hier aus kann man problemlos mit dem Zug zurück nach Berlin fahren. Oder man nimmt noch einige Kilometer mehr unter die Reifen, radelt nach Erkner, wo die S-Bahn wartet. Wer Lust hat, kann auf dem Weg dahin noch einen Blick auf das Tesla-Gelände in Grünheide werfen. Viel Spaß beim Radeln!