Wo schickt ein Fünf-Sterne-Hotel-Concierge seine Gäste zum Rasieren hin? Bisher wurde da gesagt: „Es sieht zwar nicht so hübsch aus, aber die machen das ganz gut.“ Vergangenheit dank „Gentlemen‘s Circle“. Dirigent Christian Thielemann, Ex-Bundesminister Peter Ramsauer, Fernsehmoderator Klaas Heufer-Umlauf und „Supergeil“-Friedrich Liechtenstein waren schon zu Gast in André Görners nagelneuem Wohnzimmer für Herren. „Aber auch junge Männer zwischen 20 und 30. Typen, die einfach mal auf einen Drink, zum Bart Trimmen oder wegen eines guten Haarschnitts ‚vor dem Date‘ vorbeikommen.“ Der Friseurmeister, der bei Gerhard Meir in München arbeitete und seit zehn Jahren einen Salon am Hausvogteiplatz betreibt, sieht aktuell einen Trend zu „moderner Konservativität sowie einer Lust und Laune an Regeln und eleganter Kleidung“. Selbst Vollbartträger, findet er, dass der Bart eine Möglichkeit für Männer ist, sich „neben der schönen Uhr und dem Schuh“ zu individualisieren.
Hier darf der Mann Mann sein
Görners weltweit einzigartiger „Gentlemen‘s Circle“ liegt nur einen Steinwurf vom Gendarmenmarkt entfernt und ist ein Ort, an dem sich Männer so wohl wie zu Hause fühlen sollen. Hier darf der Mann sein, wie er ist. Ganz ohne Zwänge. „Prima, hier muss ich nicht den Bauch einziehen wie drüben im Damensalon“, verriet ihm einer der ersten Gäste. Klar, denkt man da, gefühlt trägt jeder Zweite auf der Straße heute einen Bart und Barbershops eröffnen hier und da. Das Ganze ist aber kein kurzlebiger Trend. Görner greift die Sehnsucht nach Orten auf, die sich nicht verändern, „sondern bleiben, wie sie sind, in einer Zeit, die immer schneller wird“. Folglich schloss er den Mietvertrag über 20 Jahre ab. „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“ Wir? Der aus Sachsen stammende Chef versammelte in der sechsjährigen Konzeptionsphase Männer um sich, die zu den Besten auf ihrem Gebiet zählen. „Meine Kernkompetenz als Herrenfriseur und der Barber-Bereich werden hier modern gedacht, aber nicht verrückt und trendy, sondern in Bezug auf Traditionen.“ Das beginnt bei der Einrichtung, die englische Herrenclubs zitiert, aber nicht kopiert. Mit dem Interior Designer Johann Alexander Stütz, der sich durch die Gestaltung von „The Corner Berlin Men“ und dem legendären Accessoiregeschäft „Männergift“ einen Namen gemacht hat, fand er einen idealen Partner, um das „Wohnzimmer für Herren“ zu kreieren. Damit die „kleine Auszeit im Alltag“ perfekt ist, entwarf Stütz eigens für den Loungebereich samtene Sitzmöbel. Minikunstwerke sind auch die von Hand gedruckten Visitenkarten mit dem von Erik Spiekermann entworfenen Logo. Noch sieht alles neu aus, was sich bald ändern wird, da Stütz ausschließlich Materialien einsetzte, „die in Würde altern und Patina bekommen dürfen“. Der Boden aus gekalkter Eiche, Rosshaartapete, handpolierte Messingplatten und ein Tresen aus gebürsteter Eiche statt der sonst im Barbereich üblichen versiegelten Flächen. Spritzer von Drinks und Parfums werden diesem Tisch auch eine olfaktorische Patina geben und einen einmaligen Geruch für den Laden schaffen. Der Friseur- und Barbier-Bereich, in dem man schwere amerikanische Haarschneider der Firma Wahl rattern hört, wird dominiert von einem leuchtenden Tisch auf einem Marmormosaikfußboden. Hier auf diesem Altar für das Handwerk liegen die Rasiermesser, Kämme und andere Utensilien. Im hinteren Raum überwacht eine mannshohe Samurai-Statue aus Japan die Plätze für die Haarwäsche, eine Shampoobar sowie den Bereich für Maniküre, Pediküre und Schuhputzen.
Berliner Kooperationen
Mann kann sich als Berliner oder Gast – Görner kooperiert mit den besten Hotels der Stadt – nicht nur frisieren und rasieren lassen. Kam das Fluggepäck nicht mit? Kein Problem, ein Hemd gibt es im „Gentlemen‘s Circle“ von Christoph Tophinkes Chelsea Farmer‘s Club, Uhren von Juwelier Lutz Reuter. Am Smoky Friday, dem einzigen Termin, an dem auch Damen erlaubt sind, werden kubanische Zigarren geraucht. Die amerikanische Serie „Mad Men“ drängt sich als Assoziation auf. „Es lebe die Tradition der Tagesbar“, so Görner, bei dem es schöne schwere Wassergläser gibt und die Drinks in handgeschliffenen Kristallgläsern serviert werden. Deren Muster erinnern an die Straßenzüge Manhattans. Im Barbereich kooperiert er mit Sternekoch Kolja Kleeberg vom „Vau“, der bei der Weinauswahl berät und das dreieckige Gebäck „Gentlemen‘s Corner“ kreierte. Pate dafür stand der berühmte Cronut, ein fritiertes Blätterteiggebäck, für das die New Yorker Schlange stehen. Ob N. Y. oder Berlin – über den privaten Concierge-Service von Raffaele Sorrentino kann man hier auch weltweit Opernkarten und Restaurants buchen. „Eine Auswahl der wichtigsten Herrendüfte der Welt“ rundet das Angebot im Kosmetikbereich, das vor allem von www.dergepflegtemann.de und La Biosthétique stammt, ab.