310 PS stehen auf dem Datenblatt. So stark war noch kein Serien-GTi. Volkswagen feiert den 40. Geburtstag des Dauerbrenners mit einer wahren PS-Orgie. Golf Clubsport S nennt sich das auf nur 400 Exemplare limitierte Sondermodell.
Bei der 35. Auflage des GTI-Treffens am Wörthersee enthüllte VW den neuen Über-GTI. Damit legten die Wolfsburger noch einmal ein Schippchen drauf. Im Gegensatz zum normalen Clubsport wurde der S um rund 30 Kilogramm abgespeckt. Dafür fehlt schon einmal die Klimaanlage. Der Clubsport S soll schließlich zur Zeitenjagd taugen und nicht für lange Urlaubsfahrten. Bis zu 280 km/h ist der Geburtstagsgolf schnell.
Mit seinen 310 Pferdchen ist der derzeit stärkste GTI der siebten Generation fast dreimal so stark wie der Ur-GTI. Der ab 1976 gebaute erste VW Golf GTI würde heute mit seinen 110 PS wohl kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlocken. Doch vor 40 Jahren war der GTI ein Volltreffer und die Geburtsstunde eines Kultautos. Sportliche Sondermodelle hatten damals schon einige Hersteller im Angebot. Was lag also näher als den Golf ins Rennen gegen Ford Escort RS 2000 oder Opel Kadett GT/E zu schicken. GTI steht dabei für Grand Tourisme Injection, was im Grunde Benzin-Einspritzmotor bedeutet. Das klangvollere Kürzel wurde bald zum Synonym für Autos mit sportlichem Charakter. Eigentlich war nur eine Sonderserie von 5000 Stück geplant. Doch die Nachfrage übertraf die Erwartungen bei Weitem und so lief der GTI letzten Endes in unbegrenzter Stückzahl vom Band.
Ab September 1976 wurden die ersten GTI an ihre stolzen Besitzer übergeben. Für knapp unter 14.000 DM bekamen die zumeist jungen Fahrer ein sportliches, aber durchaus sehr alltagstaugliches Fahrzeug. Das hob den GTI Golf, der mit dem 1,6-Liter-Motor des Audi 80 GTE ausgestattet war, von der Konkurrenz ab. Gerade einmal 810 Kilogramm brachte das Leichtgewicht auf die Waage. Bis zu 182 km/h war der Ur-GTI schnell, die 100er- Marke in 9,2 Sekunden geschafft. Kurz vor dem Produktionsende der 1er-Serie spendierte VW dem GTI einen 1,8-Liter- Motor, der 112 Pferdestärken leistete. Der Preis kletterte auf über 20.000 DM. Mit einer Sonderserie, dem sogenannten Pirelli- Golf, lief die Produktion der ersten Generation im Jahr 1983 aus.
Der 1,8er-Motor lebte in der ab 1984 angebotenen zweiten Generation weiter. Im März 1986 wurde zusätzlich ein 1,8-Liter-Triebwerk mit Vierventiltechnik angeboten. Der neue 16V-Motor leistete 139 PS. Im Zuge des immer stärker aufkommenden Umweltgedankens wurden die Motoren zusätzlich mit Kat angeboten, was einige Pferdchen kostete. Erstmals wog der GTI über 1000 Kilogramm. Zumindest die 139-PSVersion sprintete dem Vorgänger bei 0 auf 100 km/h leicht davon. 8,5 Sekunden benötigte die zweite Generation und übersprang erstmals die 200er-Marke. Dafür gab es nun Extras wie zwei von innen verstellbare Außenspiegel. 1990 zündete Volkswagen die nächste Leistungsstufe. Der GTI bekam den bereits aus dem Rallyesport bekannten Motor mit mechanischem G-Lader verpasst. Der GTI G60 verfügte damit über 160 PS. Während der Basis-GTI ohne Sonderausstattungen etwas über 28.000 DM kostete, schlug der G60 mit mindestens 37.125 DM zu Buche.
Mehr Leistung, aber auch mehr Gewicht. Der Dreier-GTI setzte den Trend weiter fort. Der Hubraum war 1991 auf 2 – Liter mit 115 PS angewachsen. 1993 kam die 16V-Version mit 150 PS. Außerdem wurde der GTI erstmals mit einem 110 PS starken Turbodiesel mit Direkteinspritzung angeboten. Mit diesem Sondermodell feierte VW den 20. Geburtstag des nun erneut deutlich schwerer gewordenen Fahrzeugs. In Erinnerung an die erste Generation bekam der Jubiläums- GTI das bekannte Karomuster und den typischen Schaltknauf in Golfballform. Da die Motoren auch in anderen Golfmodellen Verwendung fanden, war der GTI längst nicht mehr so exklusiv wie zu Beginn. Die Entwicklung wurde beim eher emotionslosen 4er-GTI, der im Grunde nur durch den Schriftzug zu unterscheiden war, auf die Spitze getrieben.
Unzählige Motorenvarianten, darunter erstmals ein bis zu 180 PS starker 1,8-Liter-Turbo, standen zur Verfügung. Dieser fand in der zum 25-jährigen Jubiläum angebotenen Variante Verwendung. Der Grundpreis war ab 2004 angebotenen fünften Generation legte der GTI weiter an Gewicht und PS zu. Die Basisversion leistete 200, das 30-Jahres-Editionsmodell gar 230 PS. Zahlreiche elektronische Helfer, ein zum Entertainment-Center mutiertes Cockpit und das erstmals erhältliche Doppelkupplungsgetriebe DSG bringen den GTI nun fast auf 1,5 Tonnen. Längst spielt der Komfort der Insassen die Hauptrolle. Der seit 2009 produzierte 6er-GTI brachte noch einmal ein Zugewinn von elf Pferdestärken, während die Sonderversion „Edition 35“ auf 235 PS erstarkte. Mit der nunmehr siebten Generation des Dauerbrenners setzte Volkswagen den Leistungstrend weiter fort. Für die Basisversion stehen 220 PS parat, während die Performance- Variante noch einmal zehn PS mehr unter der Haube hat. Auch hier gilt weiterhin – Ausstattung ist Trumpf. Zumindest die Clubsport-Version lässt Erinnerungen an alte Zeiten aufkommen. Zeiten, in denen ein gutes Fahrwerk, ordentlich Leistung und wenig Gewicht ausreichten, um möglichst viel Fahrspaß aufkommen zu lassen. Wer braucht da schon eine Klimaanlage.