Die eventuell kleinste Galerie der Welt 

Fotos: Michael Pommerening

20 km nordwestlich von Frankfurt/ Oder liegt der kleine Ort Regenmantel, er gehört als Ortsteil zu Falken-hagen im Landkreis Märkisch Oderland. Dort leben ca. 8o Einwohner. Und noch etwas macht Regenmantel zu einem kulturellen Ausflugsziel …

„Friedrich der Große hat seinen Regenmantel hier aufgehängt, eine Überlieferung…. er soll für den Namen gesorgt haben“, erzählt Harry Kressner, der Ortschronist von Regenmantel, er war einmal Physiker. Er weiß auch, dass früher von jenseits der Oder Saisonhelfer, sogenannte Schnitter kamen – sie haben beim Mähen geholfen und wohnten in Schnitterkasernen im Dorf Regenmantel. Das alles gehörte zu einer LPG.“ Nach dem 2. Weltkrieg siedelten dort Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten, sie erhielten dort Land und bekamen neue Höfe, links und rechts der Dorfstraße.

Kulturell spielt sich in Regenmantel so einiges in einem ehemaligen Trafohäuschen ab: Die wohl kleinste Galerie der Welt ist dort untergebracht. Alle sechs Wochen wird eine neue Ausstellung gezeigt. Als Grundprinzip gilt das Motto: die Darstellung des Menschen in seiner Realität, gebrochen durch die Erfahrung des Künstlers. Der Galerist heißt Michael Pommerening: Seit 12 Jahren betreiben er und seine Frau die Telefonzellen – große Kunststätte. „Meistens sind es acht Bilder, die ich zeige – das ist der Reiz der Sache, es würden 30 hier herein passen, das kann ja jeder. Ich habe das für den berühmten „einen Euro“ bekommen, die Gemeinde zahlt das bisschen Strom. Die Kunst liegt uns sehr am Herzen, uns hat verdrossen, dass auf dem Land die Menschen sich so wenig dafür interessieren. Deshalb tragen wir die Galerie aufs Land, jede Ausstellung dreht sich um die Facetten des Menschseins“, sagt der Galerist. Der Hektik der Großstadt sind er und seine Frau also aufs Land entflohen und fanden hier Stille, Ruhe und Einsamkeit. Eine regelmäßige Besucherin der Galerie schwärmt: „Es gibt sehr viele Künstler, die das sehr zu schätzen wissen, dass sie hier auf dem Dorf, also mitten in der Natur, die Gelegenheit bekommen, ihre Kunst zu zeigen.“

Die Bilder kann man durch ein Panzerglasfenster in der Tür ansehen, auf Knopfdruck geht dann innen das Licht an und ein Tonband gibt Infos über die jeweiligen Künstler preis. Kostenlos und rund um die Uhr ist das Trafohäuschen so geöffnet. „Es hat seine eigene Geschichte, ist 85 Jahre alt, ein Zeugnis alter Industriearchitektur. Das darf man nicht abreißen“ – sind sich die Bewohner von Regenmantel einig. Alle sechs Wochen hat ein anderer Künstler die Chance, im Trafohäuschen in Regenmantel auszustellen. Eine der letzten Künstlerinnen war Anett Schauss, sie hatte ihre Ausstellung unter das Motto „Begegnungen mit Aussicht“ gestellt und sagt: „Das ist mein Thema, weil ich gerne Tagesnotizen male, die Sachen, die ich zu Papier bringe, was mir begegnet, wofür ich brenne.“

Apropos: Schilder mit dem komischen Ortsnamen kommen angeblich nur ganz selten mal abhanden….

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