Der Jazz darf nicht sterben

John Kunkeler

Die Kunstfabrik Schlot hat sich zu einer Jazz-Institution in Berlin entwickelt.

„Willkommen im bestversteckten Jazz-Klub in Berlin“, so begrüßt John Kunkeler, Chef und zugleich Seele der Kunstfabrik Schlot, standardmäßig seine Gäste in den stilvoll ausgebauten Kellerräumen der Edison-Höfe in der Invalidenstraße. Gemeinsam mit seinem Companion und Jazz-Pianisten Stefan Berker betreibt er seit 1996 den Club, der inzwischen zu einer Jazz-Institution in Berlin aufgestiegen ist.

Die Geschichte des Schlots ist nicht ohne die Geschichte des gebürtigen Holländers John Kunkeler zu erzählen. Seit dem Beginn seines Studiums der Romanistik und Politologie Anfang der 70er Jahre lebt er seit nunmehr 53 Jahren in Berlin. Er spricht vier Sprachen perfekt, und das brachte ihm die erste intensive Begegnung mit dem Jazz ein: Die Berliner Jazztage suchten mehrsprachige Studenten, um die internationalen Stars vom Flughafen abzuholen und in der Stadt zu begleiten. Nach einem Lungenfellriss folgte er dem Rat der Ärzte, sich der Laufbewegung anzuschließen. Das machte aus John Kunkeler einen Marathonläufer und ihn mit Stefan Berker bekannt. Nach 20 Jahren Lehrer-Dasein und einer Ehescheidung wagte er mit dem Schlot einen Neustart im Leben. Es ist wohl einmalig in der Welt, dass eine Jazz-Location von zwei Marathonläufern geleitet wird.

Die Philosophie des Schlots lautet: Kultur kommt vor Kommerz! „Bei uns im Schlot hat die ganze riesengroße Palette des Jazz ihren Platz. Das beginnt mit Avantgarde und Free Jazz bis zum traditionellen Open Classic New Orleans Stil“, so Kunkeler. Hier spielen Bands unterschiedlicher Qualität und Erfahrung, von der Elite bis hin zu Neulingen, Studenten oder auch mal die Schulband eines Gymnasiums, die sich ein Jahr lang auf diesen Auftritt vorbereitet hat. Da zeigt es sich dann: Jazz ist nicht was, sondern wie man spielt. 

Eine sehenswerte ständige Ausstellung von alten Flyern und Fotos schmückt Flur und Besucherraum. Der Jazz-Musiker Jörg Miegel präsentiert hier unter der Überschrift: „Berlin Jatzzt“ eine Hommage an die Berliner Jazz-Szene von 1945 bis 1970. Zur Programm-Vielfalt der Kunstfabrik Schlot gehören auch die Reihe „Jazz für Kinder“ und immer Sonntag mittags die „Lesebühne“, auf der Autoren ihre Texte vorstellen.

Angesichts der prekären wirtschaftlichen Lage vieler Kulturschaffender im Land stellt sich wie von selbst die Frage an John Kunkeler: Wird die Kunstfabrik Schlot auch künftig unter Feuer bleiben und kräftig rauchen? Die Antwort ist knapp und klar. „Unser Motto lautet wohl eher: Der Jazz darf nicht sterben. Dafür wollen wir sorgen.  Das ist unser Antrieb, weiterzumachen.“  

www.kunstfabrik-schlot.de

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