Diese beiden Worte sind noch immer Synonym für eine der erfolgreichsten Unterhaltungssendungen des deutschen Fernsehens in den 70er und 80er Jahren – und ihren Moderator Hans Rosenthal. Sein Ausruf „Das ist spitze“ mit dem eingefrorenen Sprung nach oben, ist bis heute im kollektiven Gedächtnis der Älteren gespeichert. Am 13. Mai 1971 –also vor 50 Jahren – lief „Dalli Dalli“ erstmalig im ZDF.
Das Konzept von „Dalli, Dalli“ war einfach: prominente Zeitgenossen mussten gegen die Uhr lustige Aufgaben bewältigen, in Wort und Tat. Durch die beliebte Quizshow führte „Hänschen“ Rosenthal – wie er liebevoll von seinen treuen Zuschauern genannt wurde von 1971 bis zu seinem viel zu frühen Tod Mehr als 150 Mal wurde „Dalli Dalli“<br>ausgestrahlt und war über diese 16 Jahre ein Zuschauermagnet mit einer für heutige Zeiten traumhaften Einschaltquote. Dass der stets gut gelaunte Quizmaster auch selber dunkelste deutsche Geschichte<br>am eigenen Leib erfahren musste, wussten nur wenige Vertraute. Erst 35 Jahre nach Kriegsende setzte sich der<br>bekennende Jude mit der Vergangenheit in seiner Autobiografie: ‚Zwei Leben in Deutschland‘ auseinander. Damals<br>sagte er: „Wenn mir die Kinder der Nachbarschaft „Dalli Dalli“ nachrufen, dann denke ich, ja, ich habe mich immer<br>beeilt in meinem Leben. Nicht, um dem Glück nachzulaufen, sondern um dem Unglück zu entgehen. Und dabei bin ich<br>dann dem Glück begegnet.“
Hans im Glück
Das Leben des verfolgten jüdischen Jungen und das eines „Hans im Glück“ waren miteinander verwoben, das eine war
ohne das andere nicht denkbar. Hans Rosenthals Lebensweg begann in Berlin, hier wurde er am 2.April 1925 als
Sohn eines jüdischen Bankbeamten geboren, seine Mutter stammte aus Polen. Nachdem seine Eltern beide verstorben
waren, wuchs er in Heimen auf, musste während des Krieges Zwangsarbeit leisten, beispielsweise auch als Totengräber.
Sein Bruder Gerd wurde im KZ umgebracht. Er überlebte mit der Hilfe von
zwei Berliner nichtjüdischen Frauen, die ihn in einer Laubenkolonie versteckten. Nach dem Krieg wollte er, der
dankbar über die Hilfe der deutschen Frauen war, die Erkenntnis, dass nicht alle Deutschen schlecht seien, weitergeben
– erzählt sein Sohn Gerd, der als Rechtsanwalt in Berlin lebt: „Mein Vater konnte also ohne Vorurteile in Deutschland
bleiben, er wollte aufklären. Als er in der Laube im Radio die Nazi Propaganda hörte, hat er sich gewünscht die
Deutschen aufzuklären: so sind die Juden nicht.“
Das tat er dann auch an exponierter Stelle: Lange Jahre war er stellvertretender Vorsitzender im Direktorium des Zentralrates der Juden in Deutschland. „Hans Rosenthal war ein stolzer Jude und Mensch. Seine jungen Jahre, das
Waisendasein, die Jahre der Bedrohung und der frühe Verlust des geliebten Bruders – das alles prägte sich tief in seine
Persönlichkeit ein. Das war es, das seine lebensbejahende Haltung schuf und seine Überzeugung, eine Rückkehr der unmenschlichen Zeit verhindern zu müssen“ – so der ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin
Heinz Galinski auf der Trauerfeier Rosenthals.
Vom Regieassistent zum Moderator
Nach Kriegsende 1945 ging Hans Rosenthal zum Berliner Rundfunk, der damals unter sowjetischer Kontrolle stand. Er wurde Regieassistent und organisierte erste Sendungen. „Es sollte das erste Hörspiel gemacht werden „Nathan der Weise“ – es war nicht zustande zu bekommen, dass das Manuskript von 144 Seiten, bearbeitet vom Regisseur, zur
Aufnahme da war. Dann habe ich es genommen, bin in die verschiedenen Zimmer gegangen und habe
die Sekretärin gefragt, ob sie zwei Seiten abschreiben könne. Ich habe es also weise verteilt, dann hat der Regisseur es bekommen – am nächsten Tag war ich Regieassistent beim Hörspiel“, erzählte Hans Rosenthal in einem Interview. 1949 begann er dann beim RIAS, seiner langjährigen Medienheimat. Dort machte er schnell Karriere: Aufnahmeleiter, Regisseur und schließlich Quizmeister und Moderator. Von 1962 bis 1980 war er der Leiter der dortigen Abteilung Unterhaltung. Sein ehemaliger Kollege Christian Bienert, mit dem Rosenthal u.a. „Das klingende Sonntagsrätsel“ gestaltete, erinnert sich. „Ich musste mir angewöhnen, für alles und jedes Checklisten zu machen. Und wenn ich stolz mit meinen Listen ankam, hat Hans sie überflogen und fand mit 100%iger Sicherheit die zwei Punkte heraus, die noch fehlten – er war ein super Lehrmeister…“ Hans Rosenthal fand schnell großen Anklang bei den Hörern in Ost und West. Denn der Rias sendete ja auch immer für sein Publikum in der „Zone“, wie damals der politische Auftrag hieß. Freunde der ersten Stunde blieben jahrelang Freunde auch bei der Arbeit: Zusammen mit dem Autor Curth Flatow konzipierte Rosenthal etliche Sendungen, auch mit Horst Pillau. Nicht zu vergessen sein Hörfunk Dauerbrenner „Allein gegen alle“ – diese aufwändige Quizveranstaltung mit Liveschaltungen in verschiedene Städte wurde von vielen ARD
Stationen übernommen.
Ein Workaholic mit Familiensinn
Rosenthal war ein präziser, manchmal verbissener Arbeiter. Er wusste, dass die größte Tugend des Entertainers seine Durchschnittlichkeit ist. Ein Freund meinte einmal, er habe ein ewiges Nachholbedürfnis nach Wärme und Harmonie zu seinem Beruf gemacht. In einem Fragebogen sagte Hans Rosenthal einmal über sich, er wäre gern gelassener gewesen,
weniger pedantisch. Und obwohl er ein bekennender Familienmensch war, plante Rosenthal auch seine rare Freizeit genau – verrät Sohn Gerd Rosenthal: „Er hatte einen Terminplan, spielte aber auch gern Karten oder fuhr irgendwo hin, um zu schauen, ob eine Sache „spieltauglich“ war. Vor 34 Jahren starb Hans Rosenthal im Alter von nur 61 Jahren und wurde auf dem jüdischen Friedhof an der Berliner Heerstraße beerdigt. Im April wäre er 76 Jahre alt geworden. Noch heute erinnern zahlreiche Gedenktafeln an den populären Moderator.