Das repräsentative Geschäftshaus am Hausvogteiplatz stammt aus den 1890er Jahren, als hier das Zentrum der Berliner Modebranche war. Sloweniens Botschaft residiert in der ersten Etage. Im Foyer ist eine Fotoausstellung zu sehen. Eines der Bilder zeigt den historischen Moment, als am 26. Juni 1991 nach der Erklärung der Unabhängigkeit in Ljubljana erstmals die slowenische Flagge gehisst wurde.
Botschafterin Ana Polak Petrič, eine jugendlich wirkende Mittvierzigerin, kann sich gut an diese dramatischen Zeiten erinnern. Auch die Grausamkeiten beim Zerfall Jugoslawiens hat sie in ihrer Schulzeit noch miterlebt. Umso glücklicher seien die Slowenen gewesen, als sich endlich der uralte Traum der Unabhängigkeit des Landes erfüllte, sagt die Botschafterin.
Geboren ist sie in Kranj, der Hauptstadt der slowenischen Alpen nördlich von Ljubljana. Ihr Abitur hat sie in den USA, gemacht, wo ihr Vater Ernest Petrič, ein slowenischer Völkerrechtler, als Botschafter in Washington auf Posten war. Die Diplomatenlaufbahn wurde ihr fast „in die Wiege gelegt“. An der Universität Ljubljana hat sie ein Jurastudium absolviert, an der Diplomatischen Akademie Wien kam ein Abschluss in Advanced International Studies dazu. Seit 2014 ist sie Doktor der Rechte. 2019 wurde sie Botschafterin in Japan, erlebte dort die Corona-Pandemie.
Slowenien ist ein kleines Land mit zwei Millionen Einwohnern, hat aber viel zu bieten: die südlichen Alpen, mediterranes Flair, geschichtsträchtige Städte, Thermalbäder, rund 50 Kilometer Adriaküste. Sloweniens Reiseziele zogen im vergangenen Jahr mehr als sechs Millionen Besucher an, die meisten ausländischen Touristen kamen aus Deutschland. Seit 2004 ist das Land Mitglied von EU und NATO, schon 2007 wurde der Euro eingeführt. Slowenien, so die Botschafterin, sei ein Teil Mitteleuropas. Die Stadt Nova Gorica wird in einer grenzüberschreitenden Kooperation mit der italienischen Nachbarstadt Gorizia 2025 Kulturhauptstadt Europas sein. Noch ein Thema mehr für die vielbeschäftigte Botschafterin. Kraft gibt ihr das Familienleben. Mit ihrem Mann Klemen („die slowenische Form von Clemens“, erklärt mir die Botschafterin), auch ein Diplomat, lebt sie in ihrer gemütlichen Residenz in der Thielallee in Dahlem. Beide haben einen sechsjährigen Sohn. Vielleicht setzt Oskar die Familientradition fort und wird auch Diplomat …