Gespräch mit Vanessa Herbon, Golf- & Sportdirektorin der vier A-ROSA Resorts, zur deutschen Kandidatur für den Ryder Cup
Frau Herbon, seit Ende März dieses Jahres besteht Gewissheit: Der Deutsche Golfverband (DGV) wird sich mit dem Golf-Resort A-ROSA Scharmützelsee in Bad Saarow um die Ausrichtung des Ryder Cups 2022 bewerben. Die RC Deutschland GmbH, die im Auftrag des DGV zwischen mehreren deutschen Golfclubs den aussichtsreichsten Bewerber finden sollte, entschied sich für Ihr Golf-Resort am Scharmützelsee. Eine Überraschung für Sie?
Es war schon eine freudige Überraschung, aber wir haben im Vorfeld auch sehr viel dafür getan. Wir waren von unserer Bewerbung überzeugt. Natürlich kann man sich nie sicher sein, umso größer ist jetzt die Freude. Unser Team ist einfach nur stolz, dass wir der deutsche Bewerber sind.
Sagen Sie unseren Lesern als anerkannte Sport-Managerin und ehemalige Spielerin in der deutschen Nationalmannschaft etwas zum internationalen Rang des Ryder Cups.
Im Golfsport ist es das größte und auch emotionalste Turnier weltweit. Die besten Profigolfer aus Europa und den USA treten hier gegeneinander an – ohne jegliches Preisgeld. Jeder spielt mit unglaublich viel Motivation und Begeisterung für den Sieg seines Kontinents, es geht um die Ehre. Es ist der einzige Team-Vergleich im Sport zwischen zwei Kontinenten, der alle zwei Jahre stattfindet und im Wechsel in den USA und Europa ausgetragen wird. Ganz wichtig: Der Ryder Cup ist eines der aufmerksamkeitsstärksten Sportereignisse auf der Welt. Die TV-Berichterstattung des Ryder Cups 2014 erreichte in 183 Ländern rund 500 Millionen Haushalte.
Als wir vor fünf Jahren im TOP Magazin Berlin über den Golfclub in Bad Saarow berichteten (Sommerausgabe 2010), hatten Sie sich auch neben mehreren anderen deutschen Kandidaten als Austragungsort beworben und scheiterten an einem Mitbewerber aus Bayern, dessen Golfplatz noch gar nicht fertig gebaut war. Spüren Sie heute eine gewisse Genugtuung?
Genugtuung ist nicht das richtige Wort, zumal auch wir am Scharmützelsee – wenn wir den Zuschlag erhalten – unsere bestehenden Golfplätze für die Veranstaltung des Ryder Cups weiter ausbauen müssen. Es herrscht insgesamt eine große Freude, dass sich dieser große Aufwand, den wir vor fünf Jahren hatten, doch noch ausgezahlt hat. Wir konnten darauf eine sehr inhaltsreiche Bewerbung aufbauen und die guten geknüpften Kontakte zur Politik und zur Wirtschaft auch heute nutzen. Jetzt sind wir glücklich, in den internationalen Wettbewerb einsteigen zu dürfen.
Das A-ROSA Resort ist insgesamt sehr gut aufgestellt und gilt in Fachkreisen als ein beispielhaftes Modell. Worin liegen die Gründe für den Erfolg? Was machen Sie richtig?
Es ist sicher die interessante Mischung. Wir bieten ein einzigartiges Urlaubsresort mit einem tollen SPA-Bereich, wir haben drei ansässige Golf-Clubs und wir haben Tagesgäste, also ganz unterschiedliche Zielgruppen, die wir ansprechen. Heutzutage kann man sich auf Golfanlagen nicht nur auf Mitglieder konzentrieren, und ein Resort kann nicht nur von Hotelgästen leben. Der Golfsport hat sich ebenfalls gewandelt. Es gibt zwar noch die klassischen Clubmitglieder, die jeden Tag auf ihrem Heimatplatz spielen wollen. Aber zunehmend sind die Golfer auch auf Reisen. Wir haben deshalb unterschiedliche Golfclubs mit unterschiedlichen Modellen entwickelt. Man muss sich wie ein Unternehmen am Markt orientieren. Es gilt der einfache Satz: Was ist gefragt und was muss man anbieten. Unser Resort am Scharmützelsee erzielt etwa ein Drittel der Umsätze über das Thema Golf. Im Winter wird gar nicht oder nur wenig Golf gespielt. Deshalb haben wir ein großes Wellness-Angebot, verschiedene Restaurants, bieten Urlaub und organisieren bei uns Tagungen.
Im September dieses Jahres soll bei Ihnen am Scharmützelsee ein a-ja Resort Bad Saarow eröffnet werden. Ist das ein Teil des Business-Konzeptes?
Das Unternehmen a-ja gehört ebenso wie die A-ROSA Resorts zur DSR Hotel Holding. Das a-ja spricht mit seinem Konzept des bezahlbaren Wellnessurlaubs eine ganz andere Zielgruppe an als A-ROSA. Beide Resorts zusammen erreichen ein größeres Publikum. Wir haben im Resort Bad Saarow hervorragende Angebote mit vier Golfplätzen, Segel- und Tennisanlagen. Jetzt kommen in dem Areal direkt im Resort noch einmal 150 Zimmer dazu. Es kommen mehr Gäste, die unsere Angebote nutzen. Es ist eine wunderschöne Region und die Nachfrage ist da. Der Neubau, da bin ich überzeugt, wird unser Business-Modell ergänzen.
Gegen welche internationalen Golfclubs treten Sie im Wettbewerb an?
Zu den Bewerbern zählt Österreich mit dem Fontana Golf Club, gelegen bei Wien. Unsere Nachbarn haben eine starke Bewerbung eingebracht und viel Unterstützung von der Politik und dem Tourismus-Verband bekommen. Ein weiterer Kandidat ist Italien mit dem Marco Simone Club in der Nähe von Rom. Italien hat seit vielen Jahren gute Golfprofis hervorgebracht, die auch beim Ryder Cup erfolgreich spielen. Hinter der Golfanlage steht die berühmte Modefamilie Laura Biagotti. Und schließlich die Spanier als dritter Mitbewerber mit der Golfanlage PGA Catalunya Resort nahe Barcelona. Die Spanier bauen auf den Mythos der Golflegende Severianos Ballesteros. Außerdem spielt in allen drei genannten Ländern der Golftourismus eine größere Rolle als in Deutschland.
Wann fällt die endgültige Entscheidung zum Austragungsort des Ryder Cups und wie stehen die Chancen für Bad Saarow?
Die Entscheidung fällt im Herbst dieses Jahres. Sie wird von der Ryder Cup Europe zusammen mit unabhängigen Experten getroffen. RC Deutschland hat einen tollen Job bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen gemacht. Es gibt viele gute Gründe für die deutsche Bewerbung. Da ist die große Unterstützung der Wirtschaft mit BMW und Allianz, der Politik und aus dem Golf-Bereich. Alle ziehen an einem Strang. Im Erfolgsfall werden Sir Nick Faldo und sein Team den Faldo-Course zu einem in jeder Hinsicht würdigen Ryder-Cup-Platz umgestalten. Das alles sind gewichtige Argumente, und deshalb können wir sagen: Wir haben eine starke Bewerbung und sind zuversichtlich.
Was würde der Zuschlag für den Golf-Sport in Berlin-Brandenburg und in ganz Deutschland bedeuten?
Ich bin überzeugt, dass sich mit der Austragung des Ryder Cups das Image des Golfsports in Deutschland verändern wird. Wir werden ähnlich wie bei der Fußball-WM schon im Vorfeld viel internationale Aufmerksamkeit erreichen. Golfer aus aller Welt kommen nach Deutschland, um sich die Golfanlagen anzusehen. Viele Medien bei uns im Land werden über den Golfsport informieren und unseren Sport den Menschen gerade auch in unserer Region Berlin-Brandenburg näher bringen.
Haben Sie angesichts der Bewerbung um den Ryder Cup überhaupt noch den Kopf frei für die jetzt anlaufende Golf-Saison?
Mein Team und ich erleben eine intensive Zeit mit der Bewerbung, aber natürlich werden wir auch in diesem Jahr wieder eine schöne Golfsaison 2015 für unsere Gäste und Mitglieder organisieren. Wir haben nicht in allen Resorts eigene A-ROSA Golfplätze, aber wir organisieren bereits überall ein Golf-Turnier, die A-ROSA Golf Trophy Serie. Das Finale findet in Bad Saarow statt, genau zu der Zeit, zu der wir die Entscheidung über die Bewerbung erwarten. Ende September wird auch der berühmte Spieler und Golfplatz-Architekt Sir Nick Faldo nach Bad Saarow zum Weltfinale seiner Jugendturnierserie Faldo Series kommen. Es wäre einfach wunderschön, wenn wir dann verkünden könnten: Der Ryder Cup 2022 wird hier im Märkischen Land ausgetragen.
Informationen zum A-ROSA Resort Scharmützelsee
- Zahlen und Fakten
- Eröffnung: 8. Juni 2004
- Größe der Anlage: 300 Hektar
- Kapazität: 152 Zimmer, davon 14 Suiten; 212 Mitarbeiter (saisonabhängig)
- Spa A-ROSA:
- 4.200 Quadratmeter auf drei Ebenen
- 7 Saunen
- Golf:
- drei resorteigene 18-Loch-Plätze
- ein 9-Loch Kurzplatz
- zwei Driving Ranges
- Tennis:
- 6 Hallen- und 6 Außenplätze
- Segeln:
- Segelrevier mit 150 Booten
- Charter von Motor- und Segelschiffen
- Anreise:
- Auto: 70 Kilometer vom Zentrum Berlin
- Bahn: Bahnhof Fürstenwalde (Spree) oder Bad Saarow Pieskow
von Ronald Keusch
www.resort.a-rosa.de/scharmuetzelsee