Schon haben die Proben für die neue Spielzeit von PALAZZO im Spiegelzelt unweit des Bahnhofs Zoo begonnen. Am 8. November ist Premiere der einzigartigen Show in ihrem Dreiklang aus internationaler Spitzen-Varieté-Kunst, genussreichem 4-Gänge-Menü und schillernder Atmosphäre. „Ghosts & Ducks“ ist der Titel des noch geheimnisumwitternden PALAZZO-Gesamtkunstwerks, die bis zum 10. März 2024 zu sehen ist. Gastgeber Hans-Peter Wodarz, den Freunde und Kollegen kurz HPW nennen, kann dabei auf gleich drei Jubiläen schauen.
Schön der Reihe nach. Die Spielzeit 2023/24 ist die 15. für die Erfolgsshow. Auch für Hans-Peter Wodarz, der seit der ersten Premiere von PALAZZO in Berlin im Jahr 2007 Gastgeber ist. Die Show, die das Spiegelzelt dreieinhalb Monate lang allabendlich in eine Geistervilla verwandelt wird, ist im besten Teenager-Alter. Als Regisseur konnte Maximilian Rambaeck gewonnen werden, der als Grenzgänger zwischen den verschiedenen Bühnengenres gilt. Das Menü kreierte Stern- und Fernsehkoch Kolja Kleeberg. „Wir sind ein gutes Team“, beschreibt Hans-Peter Wodarz den kulinarischen Familiensinn im Spiegelzelt, zu dem über 70 Mitarbeiter und Künstler ihren Beitrag leisten. Natürlich steht auch in diesem Jahr Ente auf dem Menüplan. „Wir haben auch mal darauf verzichtet, aber da ernteten wir viel Protest von unseren Gästen“, begründet Hans Peter Wodarz die Konstanz. Und die Ente ist es auch, die direkt den Weg zum nächsten Jubiläum zeigt. 1979 eröffnete der einstige Witzigmann-Schüler, der seine Ausbildung mit 14 Jahren als Page im feinen „Hotel Rose“ in seiner Heimatstadt Wiesbaden begann, sein legendäres Restaurant „Die Ente vom Lehel“. Da hatte der junge Koch seine kulinarischen Wander- und Erfahrungsjahre hinter sich. Im bald weit über die hessischen Landesgrenzen hinaus bekannten Restaurant speisten gekrönte Häupter, Politiker von Richard Nixon bis Michael Gorbatschow, Künstler wie Joseph Beuys, Georg Harrison, Helmut Newton, Roman Polanski und Liv Ullmann. Hollywood-Stars und Spitzensportler ließen es sich hier gut gehen. Für Essen bei Hans-Peter Wodarz reisten Feinschmecker aus der ganzen Bundesrepublik nach Wiesbaden. Der Michelin-Stern strahlte bereits im Jahr nach der Eröffnung. Das Gästebuch liest sich wie das Who‘s Who dieser Jahre. Schon damals zeigte sich eine Eigenschaft, die das Leben von HPW wie ein roter Faden durchzieht: Lust auf und Tatkraft für Innovation. Neue, kreative Ideen machen das Leben schmackhaft! Und bald schon engagierte er Künstler, die seine Gäste unterhielten. Show-Time in der Ente! 1983 – also vor 40 Jahren – kreierte und produzierte HPW seine erste Restaurant-Theater-Show. „Wer kam nicht alles die große Treppe in der Ente herunter … die Mädels von Crazy Horse in Paris, Astor Piazzolla, Harald Juhnke, bald schon nach Mauerfall die Tänzerinnen vom Friedrichstadtpalast …“, erinnert sich Hans-Peter Wodarz an eine große Zeit, in der er den Grundstein legte für etwas, was es bis dahin nicht gab: die Verbindung von meisterhaftem Essen und gutem Entertainment, von Kulinarik und Kunst. Erst Jahre später wurde der Begriff der Erlebnis-Gastronomie geboren. Die führte Hans-Peter Wodarz Anfang der 1990er Jahre zuerst mit Panem et Circenses (Brot und Spiele) und dann mit Pomp Duck and Circumstance – ja, da war sie wieder, die Ente – als Mutter aller Dinner-Shows auf große Höhen und riss das Publikum allabendlich zu Begeisterungsstürmen hin.
Viel Stoff für Erinnerungen, denn der Vater der Erlebnis-Gastronomie feierte in diesem Frühjahr seinen 75. Geburtstag. Viele Freunde, Weggefährten, Bewunderer gratulierten, sogar ein Geburtstagsfilm entstand, in dem die Lebensstationen im Schnelldurchlauf zu erleben sind und der Jubilar mit Anekdoten und Erinnerungen gefeiert wird. „Was er machte, war spektakulär. Und aus spektakulär wurde sensationell“, bringt Kultreporter Rolf Töpperwien 75 Jahre HPW-Leben auf den Punkt. Kollegen wie Lehrmeister Eckart Witzigmann, Johann Lafer und Tim Raue loben die Kreativität des Meisterkochs Wodarz. Seiner Branche ist der Altmeister noch immer tief verbunden. So gehört er zu den lautstarken Stimmen, die sich für einen dauerhaft geltenden verringerten Mehrwertsteuersatz für Speisen in Restaurants von 7 Prozent einsetzen. „Alles andere wäre eine Katastrophe für die Branche“, so Hans-Peter Wodarz.
Nun steht erst einmal „Ghosts & Ducks“ auf dem Plan, dreieinhalb Stunden schauen, staunen, schmecken und schwärmen. Und natürlich steht die Frage im Raum, ob dieser Jahrgang die Spielzeit 2022/23, die die erfolgreichste war, übertrumpft. „Die Voraussetzungen dafür sind gut“, meint der rastlose 75-Jährige. Was hat sich eigentlich in diesen 15 PALAZZO-Jahren verändert? „Natürlich können sich unsere Gäste in jedem Jahr auf eine ganz neue Show freuen. Zugenommen haben die Wünsche nach vegetarischen und veganen Menüs. Mehr als jemals zuvor müssen wir uns auf die steigenden Zahlen von Gästen einstellen, die an Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten leiden. In manchen Vorstellungen sind es bis zu 30 Prozent. Das stellt unser Küchen- und Serviceteam vor enorme Herausforderungen“, berichtet Hans-Peter Wodarz. Er verrät, dass er trotz jahrzehntelanger Erfahrungen noch immer aufgeregt ist, wenn am Abend der Vorhang aufgeht, und er die Gäste begrüßt. Dabei gibt es doch ein gutes Rezept: Ente gut, alles gut!