Senay Gueler ist eine Berliner Institution, DJ, Schauspieler, Model, Werbegesicht und leidenschaftlicher Vater von drei Kindern. Wir haben den 46-Jährigen zum Interview getroffen und ihn zu Beginn gefragt, wie es ihn in die Hauptstadt verschlagen hat.
Ich kam nach Berlin und habe mich verliebt. Ich komme ja aus einer kleinen Stadt und hatte mich da gefühlt wie eine Palme in einer dörflichen Gegend zwischen Tomatenpflanzen. Ich war zu bunt für die Kleinstadt. Bin gerne da aufgewachsen und habe viele Werte mitbekommen, aber ich musste da raus, um mich entwickeln zu können. Berlin hat mir Möglichkeiten geboten, die ich vorher nicht kannte. In Berlin kannst du sein, wer und wie du sein willst. Berlin war für mich immer der Freak unter den Städten. Wie ein Teenager: wild und unbestimmt.
Du bist DJ und in Berlin kennt dich jeder. Was für ein Gefühl ist das?
Ich mag es, wenn Leute dich dafür mögen, was du tust. Ist schon geil. Hab schon als Kind viel Aufmerksamkeit gebraucht, aber meine Eltern haben beide gearbeitet. Dementsprechend habe ich mir viele Hobbies gesucht und hier über Leistung Aufmerksamkeit bekommen. Also hatte ich schnell gemerkt, dass gut sein wichtig ist, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Musik war aber immer ganz besonders. Musik macht süchtig. Hab nach 30 Jahren auch immer noch Lampenfieber.
Was war dein allerwichtigster Auftritt?
Jeder Gig hat seinen eigenen Reiz. Eines meiner Highlights war ein Event für einen Hersteller von türkischem Raki. Hatte bis dato selten türkische Musik ge-
spielt – und war dementsprechend aufgeregt, ob meine eigene Community mich noch feiert. War so ein toller Abend. Unvergesslich. Einschneidendes Erlebnis. Spiele natürlich auch gerne für Promis auf Premieren, Geburtstagen etc. – damit bin ich ja auch bekannt geworden.
Du bist Türke, in Deutschland geboren. Was hat das mit dir gemacht?
Ich habe eine türkische Erziehung genossen, war sehr streng. Andererseits war ich aber immer mit deutschen Freunden unterwegs, war also immer sehr integriert und bin mit der deutschen Kultur und Mentalität großgeworden. Ich fühle mich wie ein Hybrid. Ich bin weder Deutscher noch Türke. Hat gedauert, es zu verstehen.
Du schauspielerst auch (z.B. „4Blocks“, „Fuckin` Berlin“) und bist Model und Werbegesicht (z.B. Maurice Lacroix, Uniqlo, Ray Ban, Enterprise…). Wie wichtig ist dir dieser Part von dir?
Ich bin da so reingerutscht. Ich habe ein spezielles Äußeres, bin ein Typ. Aber ich habe das Schauspielern nicht gelernt – und ich nehme auch nur Rollen an, die mich nicht überfordern. Ich habe größten Respekt vor allen Schauspielern und bin einfach dankbar, stets neue Möglichkeiten eröffnet zu bekommen.