Sie gilt als die Königin der Hanse und ist immer einen Besuch wert: Die altehrwürdige Hansestadt Stralsund, die im Jahr 1234 gegründet wurde, befindet sich genau dort, wo Rügen durch den Rügendamm und die Rügenbrücke über den zwei Kilometer breiten Strelasund mit dem Festland verbunden ist.
Leuchtend rot – das ist die Farbe, die sich sofort in die Erinnerung einbrennt: Wer zum ersten Mal zu Besuch ist, kann sich gar nicht sattsehen an den farbenfrohen geschwungenen Fassaden der Altstadt Stralsunds. Kein Wunder, dass die UNESCO diese historische Altstadt mit ihren 2002 und Backsteinfassaden zum Welterbe erhob. Am Alten Markt war das Zentrum der einst mächtigen Hansestadt, die immer in Konkurrenz zu Lübeck stand. Die heutige Altstadt ist fast vollständig von Wasser umgeben und entstand vom Ende des 13. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts.
Von ihrem damaligen Reichtum zeugen unter anderem das Rathaus und die Nikolaikirche. Das Rathaus mit seiner gotischen Schaufassade zeigt, wie eng der Handel und das Regieren am Strelasund beieinanderlagen – es durften nämlich nur Kaufleute Mitglied im Stadtrat werden. Andererseits wurde das 1240 erbaute Rathaus lange als „Kophus“, als Kaufhaus, genutzt. An die 40 Händler hatten ihren Platz im Hof und in den Gängen des vierflügeligen Gebäudes.
Vor den Handelsreisen beteten die bis zu 350 Kaufleute Stralsunds neben dem Rathaus in der Nikolaikirche zum Schutzpatron der Seefahrer, Nikolaus von Myra. Einen Eindruck von ihren verschiedenen Reisen erhält man durch die aus Eichenholz geschnitzten vier Relieftafeln aus dem 14. Jahrhundert. Übrigens: Diese Kirche mit ihrem Doppelturm ist das älteste Gotteshaus Stralsunds. Sie wurde im Jahr 1276 erstmal geschichtlich erwähnt.
Bei einem Spaziergang geht es durch verwinkelte Gässchen und über Kopfsteinpflaster. In der Fährstraße 23-25 mitten der Altstadt befindet sich die Kaffeemanufaktur „Kontor-Scheele“. Hier, wo nachhaltige und biozertifizierte Kaffees von Hand, also im Zwölf-Kilo-Trommelröster geröstet und veredelt werden, ist wirklich der beste Ort für eine Kaffeepause. Wer mag, kann beim Kaffee-Machen auch zusehen. Unter den dunkelroten Sonnenschirmen und mit frischem Kaffeeduft um die Nase lässt es sich gut verschnaufen. Namenspatron ist übrigens Carl Wilhelm Scheele, der Entdecker des Sauerstoffs, der im Jahr 1742 hier geboren wurde.
Einen Blick sollte man auch auf das Wulflamhaus werfen. Seinen Namen hat er vom Bürgermeister und Kaufmann Betram Wuflam, der ab 1361 die Geschicke der Stadt für drei Jahrzehnte lenkte. Daneben befindet sich das Giebelhaus als eines der ältesten Säulengiebelhäuser. Es entstand gegen Ende des 13. Jahrhunderts.
Es geht weiter – vom Alten Markt in Richtung Hafen. Typisch nordisch hanseatisch – so präsentiert sich der Stralsunder Hafen. Hier lohnt sich ein Spaziergang auf der Nordmole: Hunderte von großen und kleinen Jachten aus aller Herren Länder schaukeln sacht am Kai und klimpern mit den Wanten. Speicher aus Backsteinen, gemütliche Hafenbars, Restaurants und natürlich fangfrischer Fisch von den Fischern lassen den Stralsunder Hafen zum echten Highlight werden. Hier spürt man noch immer: Die Hansestadt zählte bereits im Mittelalter zu den bedeutendsten Fernhandelsstädten und Umschlagplätzen in Nordeuropa. Hier machten die großen Segelschiffe fest und wurden mit Getreide, Hering, Butter, Tuchen und Salz be- beziehungsweise entladen.
Auf und am Wasser
Hier starten auch die Hafenrundfahren, bei denen man einen herrlichen Blick auf Stralsund vom Wasser aus hat. Oder aber die sogenannten Kranichfahrten mit der Weißen Flotte. Die Kranichrast ist zu dieser Jahreszeit ein sehr großes Thema und definitiv einen Ausflug wert. Entweder über den gerade erwähnten Wasserweg, oder mit dem Auto bis zum Parkplatz, an dem es dann zu Fuß in den Nationalpark geht. Noch schöner ist aber eine Tagestour mit dem Fahrrad über den Ostseeküstenradweg. Vorbei am Wasser und an den Feldern mit ihren geernteten Strohballen geht es zum Kranichaussichtspunkt in Günz. Wer einmal rastende Kraniche beobachtet hat, wird dieses Naturschauspiel niemals wieder vergessen.
Der Herbst ist auch Hochsaison für die Angler. Wer Lust hat, kann ja mal auf einem Kutter mitfahren, wenn Zander, Hecht und andere Raubfische gefangen werden. Anschließend kann man sich dann einen frisch gefangenen Zander mit Butter und Salzkartoffeln in einem der vielen Restaurants in Stralsund schmecken lassen. Zum Runterspülen des Fisches bietet sich ein Besuch im Störtebeker Brauhausquartier an. Hier geht es noch richtig urig und zünftig zu und es werden saisonale Biersorten kredenzt, wie beispielsweise der Eisbock.
Viele wissenswerte Geschichten und Tipps über Stralsund kann man auch bei den Stadtführungen erfahren. Wegen der Corona-Einschränkungen wird zwar derzeit die kulinarische Tour nicht angeboten, dafür aber eine „normale, immer um 11 und 14 Uhr oder für Abenteuerlustige die Nachtwächterführung, früher auch „Diebe, Mörder, Huren“ Tour genannt. Wie der Name vermuten lässt, ist diese Führung nicht für Kinder geeignet. Denn die Guides erzählen nicht nur skurrile Gänsehautgeschichten, sondern auch ein paar schlüpfrig-derbe Anekdoten. Diese besondere Tour startet dienstags und freitags um 21 Uhr. Anschließend wäre entweder ein Absacker in der ältesten Kneipe Deutschlands, „Zur Fähre“ oder in einer etwas jüngeren hippen Location wie der Wasserstoff BAR & Events die perfekte Abrundung eines schönen Tages.
Fans der Krimiserie Stralsund können natürlich auch auf den Spuren der TV-Schauplätze wandeln. Und wer wissen möchte, wo der schöne Balkon mit der grandiosen Aussicht ist, auf dem in der aktuellen Folge Hauptdarstellerin Katharina Wackernagel stand, als sie sich eine „Wohnung“ mit ihrem Freund angeschaut hat … dem geben wir einen kleinen Tipp: Schauen Sie mal beim Hotel Hiddenseer vorbei.
Schietwetter-Tipps
Wenn das Wetter mal nicht so schön ist, kann man z. B. in die Spielkartenfabrik gehen. In dieser kleinen Manufaktur darf man selbst Hand anlegen: malen, drucken, Linol schnitzen und eine selbstgemachte Spielkarte mit nach Hause nehmen. Wer übrigens gerne mal über den Jungfernstieg im Regen spazieren möchte, aber nie nach Hamburg kommt, der hat in Stralsund die Gelegenheit, hier gibt es nämlich auch eine Straße gleichen Namens, die allerdings nicht am Wasser entlangführt und auch sonst ein bisschen anders ausschaut, überzeugen Sie sich doch einfach selbst.
Unbedingt besuchen sollte man natürlich das Ozeaneum auf der Stralsunder Hafeninsel. Es handelt sich dabei um ein zur Stiftung Deutsches Meeresmuseum gehörendes Naturkundemuseum mit dem Schwerpunkt Meer. 2008 eröffnet, sind auf 8.700 Quadratmetern Ausstellungsfläche fünf Dauerausstellungen zu sehen. In den Aquarien werden verschiedene Wasser- und Lebenswelten aus Ostsee, Nordsee und Nordatlantik präsentiert. Das größte Aquarium fasst 2,6 Millionen Liter Wasser. Wenn es die Corona Lage zulässt, kann man sich in der Adventszeit auch wieder auf den urigen Weihnachtsmarkt im Rathauskeller mit vielen Leckereien und großartigem Kunsthandwerk freuen.
www.stralsundtourismus.de
www.ozeaneum.de
www.spiefa.de
www.zurfaehre-kneipe.de
www.kranorama.de
www.stoertebeker-brauquartier.com