Ein Brandenburger Kopf

Prof. em. Dr. Michael Succow, Biologe, Nationalparkmacher, Stifter der Succow-Stiftung

Nationalparks in der DDR? Fehlanzeige. Erst in der Phase ihres Untergangs gelang Naturschützern der Durchbruch. Einer von ihnen war Michael Succow. Der promovierte Biologe wurde im Januar 1990 durch das Einwirken von Bürgerbewegungen zum stellvertretenden Minister im Umweltministerium für den Bereich Landnutzungsplanung und Naturressourcenschutz berufen. Bereits im März 1990 gelang es dem 1941 im brandenburgischen Lüdersdorf geborenen Michael Succow und seinem Team in der letzten Sitzung der Modrow-Regierung ein Nationalpark Programm zu verabschieden. Es handelte sich dabei um Staatsjagdgebiete, Grenzsicherungsräume und Truppenübungsplätze. Insgesamt waren es ca. 12% des DDR-Territoriums, die als Großschutzgebiete ausgewiesen wurden. Bis zur Wiedervereinigung konnten dann rechtskräftig fünf Nationalparks, sechs Biosphärenreservate und drei Naturparks neuer Prägung in den Einigungsvertrag übernommen werden: das „Tafelsilber der Deutschen Einheit“. Dazu gehörten die Nationalparks Elbsandsteingebirge, Hochharz, Müritz, Kreideküste Rügen, Darß/Zingst und auch die Biosphärenreservate Schorfheide/Chorin, Mittleres Elbtal und der Spreewald. „Bemerkenswert war, dass alle neuen Bundesländer es schafften, nach der Wiedervereinigung die restlichen einstweilig gesicherten Räume ebenfalls zu Großschutzgebieten zu führen. Das Programm gab auch starke Impulse für die Altbundesländer, dort wurden in der Folgezeit erste UNESCO Biosphärenreservate und weitere Nationalparks geschaffen“, beschreibt Succow, der 1992 zum Direktor des Botanischen Instituts und Gartens der Ernst Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald berufen wurde, die damalige Lage. Aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Vertrags in die CSSR wurde ihm eine Professur in der DDR verwehrt. Statt dessen musste er sich ab 1969 im VEB Meliorationskombinat Bad Freienwalde als Standortkartierer „bewähren“. Für seine Dienste zum Schutz der Natur erhielt er 1997 in Stockholm den Alternativen Nobelpreis. Zwei Jahre später gründete er seine eigene Naturschutzstiftung, mit der er sich weltweit für die Schaffung von UNESCO-Welterbe-Gebieten und Biosphärenreservaten engagiert. Anfangs mit Schwerpunkt in den Ländern der früheren Sowjetunion und der Mongolei, inzwischen verstärkt im Iran, Ost-Afrika, Mittel- und Südamerika. Für diesen Einsatz verlieh ihm u. a. die Western Caspian University in Baku die Ehrendoktorwürde, die Bundesrepublik das Bundesverdienstkreuz am Bande. Seit 2006 ist Professor Succow emeritiert Heute, 80-jährig, blickt er zurück: „Es war eine aufregende Zeit damals. Wir wollten die Welt verändern. Das erwarte ich auch von den jungen Leuten heute, sie müssen die Welt verändern. Wichtig ist mir dabei, dass das alte Europa mit seiner Tradition von Aufklärung und Humanismus die Verbindung zum ökologischen Denken und Handeln begreift“, philosophiert der Mann, der seinen eigenen Garten in Greifswald natürlich ökologisch bewirtschaftet. Darüber hinaus setzt sich der ehemalige Brandenburger, dessen Lieblingsnationalpark übrigens das Untere Odertal ist, für eine zukunftsfähige, das heißt ökologisch orientierte Landnutzung ein: „Der Schutz der Natur ist kein Luxus, sondern eine der bedeutendsten Sozialleistungen für den Fortbestand der menschlichen Gesellschaft. Gewähren wir der Natur Raum, geben wir ihr Zeit. Üben wir uns im Erhalten und Haushalten – um unserer eigenen Zukunft willen.“


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