Die Farbe des Abends: Rosé

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Roséweine werden wohl nie zu den ganz großen Weinen der Welt gehören, aber das wollen sie gar nicht. Sie sind durch ihre Leichtigkeit, Fruchtigkeit und Frische sowie ihr gutes Preis-Leistung-Verhältnis gern gewählte Begleiter für laue Abende und werden spätestens auf der Terrasse, im Garten oder beim Grillen zur Lieblingsfarbe vieler Genießer. Nur: Wie kommt die zarte Farbe in den Wein?

Um die Faszination dieser Weine zu verstehen, geht zuerst der Blick nach Brüssel. Von dort kam vor rund zehn Jahren der Vorschlag, Weiß- und Rotweine zu Rosé zu vermischen. Die gute Absicht dahinter war, einen vermeintlichen Wettbewerbsnachteil der europäischen Weinbauern zu beseitigen. Doch von den Winzern im EU-Gebiet und Weinkennern folgte ein Aufschrei des Entsetzens, denn was nach der Farbenlehre Sinn ergibt, hat mit europäischer Weinbautradition nichts zu tun. Roséfarbene Weine werden hier seit Jahrhunderten ausschließlich aus roten Trauben gekeltert. Die meisten roten Weinbeeren enthalten nämlich hellen Fruchtsaft, die roten Farbstoffe stecken in der Beerenhaut. Bei der einen Herstellungsmethode werden die roten Beeren zunächst nur leicht angequetscht. Diese so genannte Maische lässt man dann ein wenig ruhen, um den Farbpigmenten Zeit zu geben, aus der Beerenhaut in den Saft überzugehen. Hat der Traubensaft die gewünschte Farbintensität erreicht, wird die Maische gepresst und der roséfarbene Most zu Wein vergoren. Bei der anderen Variante werden die blauen Trauben erst nach zwei bis drei Tagen auf der Maische abgepresst, was einen Rosé mit deutlich roter Farbe ergibt. Da dies in beiden Fällen sehr zügig geht, werden wenig bis gar keine Bitter- und kaum Farbstoffe extrahiert. Deshalb tragen gute Rosés die Beerenaromen ihrer roten Rebsorten, sind aber leicht wie Weißweine.

Mit steigenden Gradzahlen wächst die Liebe zu Rosé in Deutschland und Frankreich, Rosato in Italien und Rosado in Spanien und Portugal. Frankreich ist weltweit der größte Rosé-Produzent, die populärsten kommen aus der Provence. Viele lieben die frischen Weine eiskalt, Fachleute empfehlen, die Flaschen auf sechs bis sieben Grad Celsius zu kühlen, um die Frische der Säure zu erhalten. Gerne werden sie auch verperlt, also mit Kohlensäure versetzt, und als Aperitif gereicht. Rosé-Weine sollten möglichst nur ein Jahr alt werden, je früher sie in die Gläser kommen, desto besser. Die Weine sind vielseitige Menübegleiter, ob zu Tapas und Antipasti, Krustentieren, Fischoder Grillgerichten. Durch ihren geringen Fruchtsäure- und Gerbstoffgehalt passen sie auch gut zu fernöstlichen Speisen und natürlich Käse. Ein Sommer ohne Rosé? Geht gar nicht, denn wer hat bei 30 Grad im Schatten schon Appetit auf einen schweren Rotwein in Zimmertemperatur?

Rosé-Empfehlungen von Sascha Radke, der gemeinsam mit Felix Bodmann den Wein- Podcast „Der Schnutentunker“ betreibt:

Frankreich
Château d‘Esclans Whispering Angel Rosé 2018 ca. 20 Euro

Deutschland
Knipser Rosé Clarette trocken 2019 ca. 10 Euro Diel Rosé de Diel 2018 ca. 15 Euro

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