Draußen wird’s ungemütlich, nass, die ersten Fröste sind auch schon durch. Blätter fallen, Blütenstände und Samenkapseln sind braun, Pflanzen welk und das Gras ist etwas lang geworden.
Hier und da scheint noch einmal warm die Sonne, die Tage werden schnell kürzer. Pflanztöpfe, Gießkanne und Co. sind schon leer und weggeräumt, bleibt nur noch der große „Herbst-/Winterputz“ im Garten. Und damit sind wir mitten drin in den Gartenmythen …
1. Das Laub muss weg!
Kaum unten, wird geharkt, gefegt und weggetragen, das Laub. Was uns im Frühjahr frisch und grün in Verzückungen geraten ließ, liegt nun wie eine böse Absicht erst bunt, dann braun am Boden. Ganz klar: Das Laub muss weg! Weil das mühsam ist mit Rechen und Besen, dauert es meist nicht lang und ein Getto-, nee, Garten- Blaster, wird geholt. Er saugt oder wirbelt mit bis zu 160 km/h und Saugleistungen bis zu 10 m3 pro min durch die grüne Oase, die dann zwar sauber, aber keine solche mehr ist. Millionen Kleinstlebewesen, die Basis eines gesunden Ökosystems, wird in Minuten zerstört und bei Geräten mit Häckselfunktion zerstückelt. Ob Laub, Käfer, Spinnen, Tausendfüßer, Asseln oder Amphibien, ein Arbeitsgang, alles tot. Wenn schon Laub gesammelt wird, dann lieber mit Rechen und Besen. Stärkt des Gärtners Muskulatur, verbraucht Kalorien, schützt mehrfach die Umwelt und das Portemonnaie.
Was also tun mit dem Laub? Als natürlicher Winterschutz isoliert Laub, bietet Unterschlupf und Nahrungsquelle, wird zu Kompost im Frühjahr oder dient als Futterstelle für Vögel, die hier den einen oder anderen Käfer finden. Harken Sie Laub lieber unter Bäume und auf Beete, schichten Sie Laubhaufen als Winterquartier für Igel und Co. in einer ruhigen Gartenecke auf, kompostieren Sie Laub, es wird wertvoller Humus daraus, nutzen sie es als Frostschutz für Kübelpflanzen. Dazu empfindliche Kübelpflanzen an einen trockenen Ort bringen, dort ein großes Gefäß oder Karton zuerst mit einer guten Schicht Laub füllen (Isolation von unten), dann den Kübel hineinstellen und rundherum alles mit Laub gut ausstopfen, obenrum auch eine gute Schicht drauf geben. So überwintert alles gut.
2. Stauden und Rosen schneiden, Beete abräumen
Wie beim Laub, wer was auf sich hält, putzt im Herbst die Beete aus, schneidet Äste und Samenstände herunter, kürzt Rosen und Hortensien ein, häckselt alles und packt es in den bezahlten Laubsack.
Was soll ich dazu schreiben, Sie wissen es jetzt besser, lassen nun ungeputzte Beete zu Kleinstoasen werden und genießen stattdessen die gewonnene Zeit zum Entspannen. Dabei könnten Sie dann ihren Garten beobachten, denn viele heimische Vögel bleiben im Winter hier und suchen Futter. Neben Futterstellen lieben sie wilde Samenstände, Beeren, Früchte, Nüsse oder Grassamen. Und einige Insekten überwintern in den toten Stängeln und legen ihre Brut für das kommende Jahr in diesen ab. Wenn Sie dann im kommenden Frühjahr erst ihre Rosen und Hortensien schneiden, brauchen Sie sich keine Gedanken machen, wo und wie tief, denn das ergibt sich bei den frisch austreibenden Stängeln von allein. So verfriert Ihnen keine Staude mehr. Und was für wunderschöne, reizvolle Anblicke im Wintergarten bieten doch „die ollen Stängel und Blütenstände“, sind sie erst mit Reif überzogen oder gar mit Schnee bedeckt.
3. Fallobst /Baumschnitt entsorgen
Beim spätherbstlichen Baumschnitt anfallende Äste und oder Reisig werden gern verbrannt oder gehäckselt, Fallobst komplett entfernt. Dabei kennt die Natur dieses Prinzip des Abfalls à la Mensch überhaupt nicht. Im Gegenteil. Alles wird verwertet, neuen Wachstumskreisen zugeführt, nichts verschwendet. Fallobst dient beispielsweise Siebenschläfern, aber auch C- Faltern, Admiral und anderen Faltern und Insekten, als Nahrung. Baumschnitte, mit Reisig und Laub aufgeschichtet, bieten Igel und Co. prachtvolle Wohnungen und machen Ihren Garten lebenswerter.
Also, bleiben Sie entspannt, genießen Sie die gewonnene Zeit und beobachten Sie, vielleicht bei einer heißen Tasse Tee, Kaffee oder Kakao, wie ihr Garten – naturnah bearbeitet – immer lebendiger wird.
In diesem Sinne, entspannte Wintertage, Ihre Dr. Andrea Pahmeier
Unsere Autorin: Dr. Andrea Pahmeier betreibt in Zossen eine Manufaktur für Brandenburger Naturkosmetik. Zugleich ist die promovierte Naturwissenschaftlerin mit Abschlüssen in Biologie und Biochemie eine begeisterte Gärtnerin. www.ticoche.de