Der Heiligenseer Frank Max Polzin nimmt auf seinen Lichtbildervorträgen alle mit in die Vergangenheit. In der Gegenwart hat er bei unserem Interview ein verschmitztes Lächeln im Gesicht, die Weste mit aufgedruckten Posthörnern und weißes Haar. So wie die Reinickendorfer ihren „Postmaxen“ kennen.
Am liebsten „entführt“ er bei Lichtbildervorträgen seine Zuschauer in längst vergangene Zeiten, kramt Vergessenes aus der Erinnerung hervor und zeigt auf historischen Bildern, wie Heiligensee, Tegel & Co. einmal ausgesehen haben.
Warum kennen Sie Reinickendorf so gut?
Das liegt sicher an meinem Beruf. Ich war mit Leib und Seele Postbote. Angefangen habe ich 1963 auf dem Postamt in Tegel als Postjungbote; dann wurde ich als Postschaffner übernommen. Danach wurde ich Oberschaffner, Hauptschaffner und Postbetriebsassistent. Ich erhielt einen festen Bezirk – und das war Heiligensee. 26 Jahre war ich dort als Zusteller tätig. Das war eine tolle Zeit, in der ich viel über Reinickendorf erfahren habe.
Wann begann das Interesse für die Bezirkshistorie?
Mit der Sammelleidenschaft ging es nach meiner Pensionierung 1999 los. Da stand erst einmal Heiligensee im Fokus, wo sich mein zweites großes Hobby befindet: mein Garten. Später hat sich das Sammeln auf Reinickendorf, Borsigwalde, Tegelort und Konradshöhe ausgeweitet. Ganz intensiv befasse ich mich derzeit mit dem historischen Tegel.
Wie viele Bilder haben Sie in Ihrer Sammlung?
Die Sammlung besteht mittlerweile aus knapp 2.000 historischen Ansichten.
Was fasziniert Sie so sehr daran?
Es sind die Details, die in den Bildern stecken. Die alten Fotos sind sehr klein – teils nur 6 mal 6 Zentimeter. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, jedes Foto auf Din A 4 zu vergrößern. So habe ich Dinge entdeckt, die sonst nicht zu erkennen wären. Die alten Autos, die Kleidung der Menschen, die historische Schrift auf den Straßenschildern – jedes Bild hält eine Unzahl an Überraschungen bereit – und das fasziniert mich so sehr.
Wo sind Sie gern unterwegs?
Ich starte meinen Spaziergang gerne in Alt-Tegel und laufe über die Greenwichpromenade und entlang der Malche bis in die Sandberge nach Heiligensee. Unterwegs mache ich einen Abstecher zur Dicken Marie als Berlins ältestem Baum und zu Berlins höchstem Baum, einer 45 Meter hohen Lärche.
Was fehlt Ihnen noch in Ihrer Sammlung?
Aufgrund meiner Sammelleidenschaft bin ich immer auf der Suche nach Büchern und Bildern. Und so suche ich ein Foto einer mit einem beweglichen Mittelteil ausgestatteten Holzbrücke von Heiligensee über die Havel nach Nieder Neuendorf, die von den Russen nach dem Krieg gebaut wurde. Außerdem interessiert mich ein Buch mit Zeichnungen und Texten von Heiligensee, das sich im Stadthaus in Mitte befand und nun verschwunden ist.