Wer das Wort liest, winkt meist ab und sagt „… das mit den Elektroautos wird nie etwas, solange es keine Ladesäulen gibt ….“, und geht zur Tagesordnung über.
In der Tat wird selbst von Fachpolitikern, auf die dringend nötige Mobilitätswende angesprochen, nur wenig Substanzielles zu erfahren sein. In der Regel landet man auch dort bei der Elektromobilität, also im „Aus“.
Dabei ist das, was wir heute als „Mobilität“ bezeichnen, deutlich mehr als Benzin und Diesel, Bus und Bahn oder Fahrrad und Auto. Es geht um den Teil des Lebens, den wir nicht zu Hause verbringen und mit dem wir in der Regel unser Einkommen erzielen. Wer nicht mobil ist, wird abgehängt. Abgehängt von der wirtschaftlichen und sozialen Teilhabe, abgehängt als Teil der Gesellschaft.
Aktuell wird Mobilität häufig als Belastung wahrgenommen. Sie nervt, weil es überall zu voll, zu laut, zu schmutzig ist und weil es zu lange dauert. Und weil es immer wieder dasselbe ist, Tag für Tag, Woche für Woche. Dabei spielt es keine Rolle, welches „Mobilitätsformat“ gewählt wird: Es betrifft den Bus, das Auto, das Flugzeug und die Bahn ebenso wie das Fahrrad: Zu viele „Mobilisten“ wollen gleichzeitig von A nach B. Muss das so sein?
Wer diese Frage beantwortet, ist bereits in die Diskussion um die Mobilitätswende eingestiegen. Es geht dabei nämlich keineswegs nur um die Art und Weise der Mobilität, sondern auch und vor allem um das „Warum“ der Mobilität. Wie viel Mobilität wollen wir haben, und wie viel Mobilität ist tatsächlich nötig, um unser Leben mit Freude daran weiterzuführen? Müssen wir täglich lange und weite Strecken zurücklegen, um einen Arbeitsplatz zu erreichen? Müssen diese Arbeitsplätze tatsächlich stark konzentriert in einer bestimmten Gegend liegen? Muss diese Pendelei immer von allen zeitgleich absolviert werden? Könnte die ebenfalls häufig genannte Digitalisierung hier Veränderungen anstoßen?
Diese Fragen haben scheinbar nichts mit den jeweils benutzten Mobilitätskonzepten zu tun, obwohl die Mobilitätswende immer mit ihnen verbunden wird. Grundsätzlich ist es einer Stadt völlig egal, ob die Fahrzeuge in ihr mit Benzin, Diesel, Gas oder Strom bewegt werden. Der Raumbedarf bleibt derselbe. Hier kristallisiert sich bereits eine Sackgasse heraus, in der die Mobilitätswenden- Diskussion schnell endet: Bereits nach ein paar Sätzen ist man auf der Umwelt- und Treibstoffschiene gelandet und steckt dann alsbald im Stromthema fest. Die Mobilitätskrise unserer Zeit ist aber keineswegs eine Frage von zu wenig Umweltschutz, sondern vor allem eine Frage von zu wenig Platz. Die Diskussion sollte sich daher viel weniger um vermeintlich sparsame und schadstoffarme, sondern um platzsparende Fahrzeuge, zeitsparende Mobilitätskonzepte und vor allem um sinnvolle Mobilitätsgründe in Abhängigkeit vom jeweils zur Verfügung stehenden Verkehrsraum drehen. Das hört sich einfach an, ist aber sehr schwer. Die Diskussion um eine „Mobilitätswende“ wird kaum einen gesellschaftlichen Bereich ausklammern können, wenn sie zu einem Erfolg werden soll.