Raffinierte Kreationen treffen in Deutschlands erster Dessert- Bar auf „eine ausgeprägte Barkultur in natürlichmodernem Ambiente“.
Seit August versüßen René Frank und Oliver Bischoff die Hauptstadt mit ihrem einzigartigen Konzept. Wir trafen Patissier René Frank nachmittags im Coda, während Konditorin, Barkeeper und Praktikant in der Küche und am Tresen wirbelten, um den Abend vorzubereiten. Nebenbei knabberten wir an köstlichem Popcorn aus karamellisierter Schweinehaut.
Die beliebtesten Cocktails? Schwer zu sagen, „Shiso – Schlehe – Litschi“ gehört sicher dazu. Shiso ist ein japanisches Kraut, das geschmacklich irgendwo zwischen Minze und Basilikum liegt. Frisch gepresster Litschisaft wird bei diesem Drink mit Schlehenbrand gemischt.
Das günstigste und teuerste Getränk? Gefiltertes Neuköllner Wasser gibt es gratis, einen Wasser-Kefir mit Himbeer- Rose-Geschmack für 3 Euro und Cocktails wie der beliebte „Rote Bete-Himbeere-Lakritz“ kosten 13 Euro.
Besonderheiten bei den Cocktails? Frische Zutaten, selbst gemachte Säfte, Liköre und Infusionen. Hier wird auf industrielle Produkte weitestgehend verzichtet, denn „wenn Köche so wie die meisten Barkeeper arbeiten würden, stünde das Maggi-Fläschchen in der Küche“, findet René Frank. Deshalb werden die Zutaten für Cocktails wie für Desserts selbst zubereitet. Ein zentraler Teil des Konzepts ist Food-Pairing, d. h. jedes Dessert bildet zusammen mit dem experimentellen Trinkerlebnis eine harmonische Einheit. Zur karamellisierten Creme von fermentiertem Knoblauch und Eis von Petersilienwurzel und Kokosnuss mit einer Limetteemulsion gibt es z. B. ein Oatmeal Stout mit Moscatel.
Was gibt es zu essen? Zum Beispiel ein Dessert aus Roter Bete, Tofu und Cranberry. Alles sehr ungewöhnliche reizvolle Kombinationen, die fast ohne Zuckerzusatz auskommen. Man kann ein 6-Gänge-Menü bestellen. Das kostet 49 Euro, zusammen mit den begleitenden Getränken 82 Euro. Ein 2-Gänge- Menü samt Drinks liegt bei 28 Euro.
Zum Cocktail gibt‘s auch Knabbereien wie das erwähnte Schweinepopcorn, Pralinen oder Erdnüsse mit getrocknetem Bonito-Fisch und Kombu-Alge.
Fass- oder Flaschenbier? Fat Earl Crafted Lager aus Norwegen gibt es aus der Dose, außerdem Indian Pale Ale von der Stone Brewery Berlin sowie belgisches Weiß- und Himbeerbier.
Die Einrichtung? Hinter dem Bartresen schaut man in die offene Küche. Die Farben Schwarz und Silber überwiegen. Die Coda-Macher haben in ihre Produkte wie auch ins Ambiente gleich viel Aufwand gesteckt, so René Frank. Auch auf diesem Gebiet soll alles möglichst natürlich sein. Die Tische aus Brandenburger Muschelkalk sind schön schlicht und lenken die ganze Aufmerksamkeit auf die Desserts. 36 Plätze gibt es, ab Frühjahr 2017 sind auch für draußen Tische und Stühle geplant.
Musik? Hörbarer Indiepop, elektronische Musik mit einem Jazz-Einschlag, Retropop z. B. von der dänischen Band WhoMadeWho und Hip Hop von Chinese Man.
Kundschaft? Alle. Querbeet. Jung und Alt. Nicht elitär. „Das Gegenteil von Sterne-Gastronomie. Wir wollen jedem einen Zugang bieten, unsere Desserts starten bei 8 Euro“, so René Frank. Rentner aus der Nachbarschaft kommen genauso wie Charlottenburger und internationale Berlinbesucher. Laufkundschaft gibt es kaum, man geht gezielt ins Coda.
Betreiber? Der nahe der Schweizer Grenze aufgewachsene René Frank war mehrfach „Patissier des Jahres“ und wirkte sechs Jahre als Chef-Patissier in dem mit drei Michelin Sternen ausgezeichneten Restaurant „La Vie“ in Osnabrück. Er hegte schon lange den Wunsch, ein eigenes Lokal zu eröffnen. Der Designer Oliver Bischoff wuchs in Hamburg auf und gründete in Berlin das Esskultur-Studio „ett la benn“. Er wurde bekannt durch die Konzeption und Gestaltung von Restaurants wie Yumcha Heroes, Toca Rouge und Long March Canteen. Zusammen mit ihm verwirklichte René Frank seinen Traum in Form der Coda-Bar.
Zukunft? Breiter aufzustellen bei der Patisserie, lautet ein Ziel. Die kreativen Coda-Desserts sollen demnächst auch andernorts angeboten werden.
Geöffnet? Dienstags bis samstags von 19 bis 0 Uhr gibt es Desserts, nach dem Küchenschluss geht der Barbetrieb noch bis 2 Uhr. Reservierungen sind empfehlenswert, zu späterer Stunde kann man an der Bar aber auch spontan einen Platz bekommen..