Am Anfang stand ein Kino. In Beeskow. Was dann folgte, war durchaus filmreif, denn die drei frisch gebackenen Kino-Betreiber Ricco Klotzsche, Monika und Ralf Schulze stellten im heißen Sommer 2005 fest, dass ihr Filmtheater mehr bieten sollte als Kinokost. „Wir wollten ein Eis machen. Nein, wir wollten das beste Eis machen“, erinnert sich Ralf Schulze.
Gesagt, gefahren (nach Italien), gelernt und gerührt (viel). 2012 wurde das Vanilleeis „Homemade in Beeskow“ dann „das beste Vanilleeis Deutschlands“. Das erste Mal überhaupt ging dieser Titel an deutsche Eismacher. Heute ist das Eis aus dem Osten Brandenburgs deutschlandweit begehrt. Ein Gespräch zwischen Vanille, Himbeere und Schoko mit Ralf Schulze.
Heute schon Eis gegessen? Ja, ich esse täglich Eis. Da trifft sich die Liebe zum Produkt mit der Qualitätsprüfung.
Was ist denn Ihre Lieblingssorte? Zur Prüfung und zum Vergleich ist Vanille Standard. Meine Lieblingssorten verändern sich im Zyklus der Jahreszeiten: Wenn es ganz warm ist, geht nichts über Zitronensorbet, im Winter sind es die Nusseissorten. Käsekucheneis mit Mandarinen ist meine Dauerliebe.
Auf Stabile Größen angesichts von möglichen 30 Millionen IceGuerilla-Kombinationen? Die sind im Online-Shop möglich. Obwohl ich sehr gut in Mathe war, hat das meine Frau Monika ausgerechnet. Ein Mathematik-Professor von der Humboldt-Universität bestätigte dieses Ergebnis.
Die Nachfrage nach Ihrem Eis steigt und steigt. Was ist das Besondere daran oder besser darin? Viele fragen uns nach einem Geheimnis. Das gibt es nicht. Es kommen verschiedene Punkte zusammen. Das eine sind die Zutaten. So nehmen wir eben nicht die Milch aus dem Supermarkt, sondern das frische Produkt von Hemme Milch aus der Uckermark, das übrigens im Mehrwegbehälter angeliefert wird. Die Schokolade kommt von den Edelmond Chocolatiers in Luckenwalde, wo sie ganz traditionell von Hand und in echter BIO-Qualität hergestellt wird. Die Früchte wachsen im Oderbruch, Minze und Basilikum im Garten meiner Eltern hier in Beeskow. Das andere ist die Herstellung. Wir geben dem Eismix Zeit zum Reifen. Das braucht 24 Stunden und beeinflusst die Struktur sowie den Geschmack maß- geblich. Und vielleicht schmeckt man auch unsere Liebe zum Eis.
Was sind die wichtigsten Zutaten Ihrer Erfolgsgeschichte? Liebe, Passion und Glück.
Wann wurde Ihnen bewusst, dass IceGuerilla dabei ist, deutschlandweit Naschkatzen zu erobern? Im Jahr 2005 haben wir hier in Beeskow neben dem Kino das Eis-Café eröffnet. Schon ein Jahr später kamen dann die ersten Köche und Hotelmanager vorbei, um unser Eis zu probieren und es dann für ihre Restaurants und Häuser zu ordern. 2008 hatten wir zum ersten Mal die Produktionsgrenzen erreicht. Also beschlossen wir, anzubauen – in der tiefen Überzeugung, dass dies für unser ganzes Leben ausreicht. Im Frühjahr 2012 entpuppten sich Eiscafé-Gäste als Juroren für den Wettbewerb um das beste Vanilleeis Deutschlands, an dem wir dann mehr so aus Spaß in Stuttgart teilnahmen. Wir hatten uns nicht mal die Startnummer gemerkt, sodass keiner jubelte, als die Zahl genannt wurde, weil wir den Sieg nicht mal theoretisch auf dem Plan hatten, schließlich waren unter den 48 Teilnehmern drei deutsche Eismacher. Die anderen 45 kamen allesamt aus Italien. Am gleichen Abend kam dann der Anruf von Thomas Gottschalk, der unbedingt unser Eis in der Sendung haben wollte.
Danach überrannte uns die Entwicklung und wir hatten Angst, dass wir uns verlieren. Da verordneten wir uns selbst eine Besinnungs- und Denkpause. Danach wussten wir, was wir wollten, und begannen die weitere Entwicklung zu planen.
Wie haben Sie die Aufgaben im Unternehmen verteilt? Jeder – also Ricco, meine Frau Monika und ich – bringt seine Ideen ein. Das ist eine Gemeinschaft. Ich erkläre es am besten am Beispiel: Ich hatte die Idee mit dem Online-Shop. Das inspirierte Monika und Ricco zu dem Gedanken, dass die Kunden dann auch ihr persönliches Lieblingseis zusammenklicken können. Das hielt ich in der Ideenphase für utopisch, aber gemeinsam haben wir’s angepackt und umgesetzt.
Nun gibt es kaum ein empfindlicheres Produkt als Eis. Doch, Salat. Wir haben viel getüftelt und probiert, ehe wir wussten, dass unsere Qualitäts- und Umweltansprüche umsetzbar sind. Anfangs kam da schon mal Matsch statt Eis an … Heute liefern wir CO2-neutral von der Nordsee bis zu den Alpen. Einzige Ausnahme sind die ostfriesischen Inseln, wo die Fähren durch die Wetterlagen oftmals zu unregelmäßig verkehren.
Rezepturen und Standards sind die eine Seite. Wie war Ihre wirtschaftliche Situation, als die Eispost abging? Natürlich haben wir drei unsere persönlichen Ersparnisse in das Unternehmen investiert. Als wir das Kino kauften, bekamen wir von der Stadt Beeskow ein zinsloses Darlehen. 2009 wollte Monika die Eisproduktion ausgliedern und erweitern, doch wir hatten zu wenig Sicherheiten für einen Kredit. Schlechte Karten bei den Banken. Da half die Bürgschaftsbank Brandenburg, indem sie 80 % des Kredits absicherte. Den Aufbau des Online-Shops bewältigten wir aus eigenen Mitteln, aber in all der Zeit riss der Kontakt zur Bürgschaftsbank nie ganz ab und so ist sie jetzt auch an unserer Seite, da wir einen weiteren wichtigen Schritt gehen.
Wohin? Wir sind an den Kapazitätsgrenzen angekommen. Konkret: Wir schaffen täglich die Produktion von 100–150 Bechern. Die Nachfrage beträgt aber 500–1.000 Becher. Das hat zur Folge, dass wir regelmäßig den Online-Shop schließen müssen. Aber wir stellen uns dem Wachstum und in dieser Phase sind die Bürgschaftsbank Brandenburg und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg (MBG) verlässliche Partner, die uns bei der Gesamtfinanzierung enorm helfen. Und in allen Verhandlungen hat sich gezeigt, dass das Wort der Banker Gewicht hat und andere überzeugt. Wir brauchen in der Tat viel Unterstützung, denn unser Wachstum geht in zwei Richtungen: Wir eröffnen in Kürze den ersten Franchise-Shop in München, weitere sind geplant. Und wir werden hier in Beeskow ein neues Werk bauen.
Wachstum und Manufaktur – passt das überhaupt zusammen? Unbedingt, wir bleiben genauso fest auf dem soliden Boden der Manufakturarbeit, wie wir hier in der Region verwurzelt sind. Das gibt uns Kraft. Bei aller Freude an der Arbeit – was ist schon schöner als ein Sommerabend am See …
iceGuerilla – „Homemade in Beeskow“ • Eis, von Hand gemacht, nach Hause geliefert • Frei von Konservierungsstoffen und Geschmacksverstärkern. Das Eis wird umweltschonend produziert, verpackt und versendet • Die Zutaten kommen – wenn immer möglich – aus der Region • Theoretisch sind durch die verschiedenen Zutaten 30 Millionen IceGuerilla-Kombinationen möglich