Zur Premiere ihres ersten Programms am 2.Oktober 1953 konnte die „Distel“ jubeln: „Hurra, Humor ist eingeplant“ hieß es – den Titel hätte sich auch ein Funktionär ausdenken können – meinte der Autor und künstlerische Leiter Peter Ensikat einmal. Das aktuelle Programm „Morgen lachen wir drüber“ ist das 158.Und klingt irgendwie nicht unähnlich.
Gestichelt wurde damals noch nach Ost und West – „Drüben“ lieferten Restauration und Wiederaufrüstung genug Angriffsflächen, im eigenen Umfeld Bürokraten, Phrasendrescher und Versorgungsmängel. Texte lieferten damals u. a. Günter Kunert und Jurek Becker. Ein Markenzeichen der<br>Distel sind bis heute Nummernprogramme, mit Theaterelementen und Musik, keine Stand Up Comedy etwa.
Eigene Spitzenfunktionäre waren für die Distel zu DDR-Zeiten natürlich tabu. Der Programmtitel „Beim Barte des Propheten“ wurde 1958 nicht genehmigt, weil er als Anspielung auf Walter Ulbrichts Spitzbart hätte verstanden werden können.
Überhaupt stand das Kabarett in Berlin unter genauerer Beobachtung der SED-Oberen als die anderen Ensembles in der Republik. Eine der Regeln des Distel Teams zu DDR-Zeiten lautete: Keine Premiere unmittelbar vor dem Parteitag – danach waren dann viele Texte möglich … Trotzdem gab es 1988 ein Programm, das nur einmal gespielt und dann verboten wurde: „Keine Mündigkeit vortäuschen“ missfiel den Zensoren!
Nach der Wende gab es auch bei der Distel Veränderungen: Es musste Personal eingespart werden, von mehr als 60 Beschäftigten schrumpfte man auf 20. Die Preise dagegen wurden erhöht: zu DDR-Zeiten kostete der teuerste Platz 4.50 Ost Mark … Und man war immer ausverkauft. Die Wiedervereinigung brachte auch etliche Turbulenzen wie dem Rücktritt der kabaretterfahrenen Intendantin Gisela Öchelhäuser wegen ihrer Stasi Vergangenheit. Dies ließ die Kabarettisten in ruhigerem Fahrwasser fahren.
Peter Ensikat, seit vielen Jahrzehnten die graue Eminenz der
Distel, sagte einmal: „Früher mussten wir den Existenzkampf mit der Zensur austragen, danach an der Abendkasse – das gelingt bis
heute!
Am 2. Oktober wird das Jubiläum des Kabarett-Theater DISTEL mit der Premiere von „Morgen lachen wir drüber“ gefeiert.