Was einst mit der Anzeige „Kunstfurzer gesucht“ begann, entwickelte sich als ein vielseitiges Entdecker-Format mit Humor und Stehvermögen. Im Juni feiert die Show „Der Blaue Montag“ in den „Wühlmäusen“ ihre 200. Ausgabe. Wie war das denn so am Anfang, fragten wir Gründungsvater Arnulf Rating:
Der „Blaue Montag“ hat mit den 3 Tornados drei Väter. 1989 spielten wir immer montags im damaligen Quartier Latin, das wir ab 1990 unter dem Namen „Quartier“ zum ersten Großstadtvarieté Berlins nach dem Krieg entwickelten. Wir waren angetreten, das Varieté zu erneuern, indem wir junge Menschen an eine Kunstform heranführten, die man heute MixShow nennt: verschiedene Künste, schräg und musikalisch aufgemischt. Und das breit gefächert: Artistik, Poetry, Comedy, Kabarett, Musik. So gaben wir der damals jungen Berliner Leseszene mit dem „Blauen Montag“ eine Bühne und Artisten kreierten extra Nummern für das Programm. Aus dieser Zeit stammt auch die Anzeige „Wir suchen Kunstfurzer oder Leute, die andere 5 Minuten zum Lachen bringen“. Daraufhin meldeten sich ein BMX-Fahrer und der damalige Deutsche Meister im Breakdance. Das waren unsere ersten Acts. Das Programm hieß da schon „Der Blaue Montag“.
Der Montag erwies sich als Glücksfall für die Show.
Als das Tempodrom am Anhalter Bahnhof eröffnete, war mein Wunsch von Anfang an, das Haus für Künstler zu öffnen und zugleich ein kulturelles Angebot an einem Tag zu etablieren, an dem die meisten Bühnen geschlossen waren. So wurde der „Blaue Montag“ als lebendige Stadtzeitung am neuen Ort wiederbelebt. Wir fragten Künstler, die in der Stadt waren, ob sie nicht am freien Montag bei uns auftreten könnten. Das taten viele, darunter Wiglaf Droste, Karsten Kaie, Georg Schramm, Frank Lüdecke, René Marik mit seinem Maulwurf oder Rosa von Praunheim als Moderator.
Gab es bei der Show nie Ermüdungserscheinungen?
Na ja, irgendwann haben wir den ursprünglichen Rhythmus, an jedem Montag zu spielen, aufgegeben. Aber zugleich gibt es mit dem „Blauen Mittwoch“ noch einen erfolgreichen Nachkommen in Frankfurt (Oder), der mit knapp 100 Vorstellungen die erfolgreichste Serienshow im Kleist-Forum ist. Dass es eine immer muntere Show ist, liegt im Konzept begründet. Zu uns kommen die verschiedensten Künstler: Literaten, Comedians, Sänger, Satiriker, Akrobaten, Lebenskünstler, Slam-Poeten … Den „Blauen Montag“ gibt es nun fünfmal jährlich in den „Wühlmäusen“, am 17. Juni ist es der 200.
Können und wollen Sie schon verraten, wer dabei ist?
Wir haben immer eine Band des Abends und diesmal ist es – darüber freue ich mich ganz besonders – die Andrej Hermlin Swing Dance Band. Auch David Hermlin wird dabei sein. Es werden Künstler aus der langen Historie des „Blauen Montags“ kommen, der ja für einige der Start in die Karriere war.
Welche Namen fallen Ihnen da ein?
Eine sehr junge Meret Becker als virtuose Gesangsinterpretin oder Marc-Uwe Kling, als den noch keiner kannte. Wir waren immer für junge, unbekannte Acts aufgeschlossen, das fällt einem bei einem solchen Jubiläum besonders auf.